Der holländische Kapitän Jakob Störr ist ein komischer Kauz.
Er ist viel unterwegs, hat gelegentliche Frauengeschichten, aber so recht will ihm keine Beziehung gelingen. Da trifft er die Französin Lizzy. Sie ist von zarter Gestalt, lieblich und anziehend. Er fasst spontan den Entschluß, sie zu heiraten, und sie willigt freudig ein.
Mit der Hochzeit beginnt die merkwürdige Geschichte einer Beziehung, die von steter Eifersucht unterhöhlt wird.
Zuerst in Holland, danach in Paris und zuletzt in London leben die beiden eine ungewöhnlich zerbrechliche Ehe. Jakob führt die liebe lange Zeit ein Selbstgespräch, und darum alleine geht es, gelegentlich unerbrochen von Erlebnissen auf hoher See.
Selbstgespräche folgen auch den Unterhaltungen mit Lizzy, die alle möglichen Verehrer im Schlepptau führt.
Unermüdlich rumoren die Gedanken der Eifersucht in Jakob.
An diesen Gedanken lässt uns der Autor Mílan Füst mit aller Detailbesessenheit teilnehmen.
Da geht es um die Phantasien von Jakob, mit denen er sich ausmalt, was seine Frau denkt, wie sie schaut, ob sie ihn betrügt, wie sehr sie sein Fernsein herbei sehnt, was dieser oder jener Verehrer im Schilde führt. Man spürt hautnah Jakobs Angst und Zweifel, von seiner Frau betrogen und verlassen zu werden. Mit Argusaugen beobachtet er sie, hört hinter jedem Wort den Betrug. Er ist ein Getriebener, der keine Ruhe findet. Menschen, auch Geschäftspartner, sind ihm verdächtig, wenn er auch zuweilen begeistert auf neue Vorschläge eingeht.
Milan Fürst zeichnet den Charakter von Jakob so, als sei er identisch mit ihm.
Füst ist ein feiner Poet, dessen Worte einen Wohlklang haben, die den Leser unbedingt in Bann schlagen.
Weisheit, Lebenswitz, Argwohn und der ganz alltägliche Irrsinn machen das Buch zu einem denkwürdigen Lesevergnügen. Wer kennt nicht die Furcht vor übler Nachrede, vor dem bösen Nachbarn und die Angst, der Partner hege Gedanken, die eine Zerstörung des vermeintlichen Glücks zur Folge haben könnten? Mit feinem Gespür für den innerpsychischen Wahnsinn macht sich Mílan Füst auf die Spur dieses Sonderlings, der Eigenarten und Verrücktheiten in sich trägt, wie man sie bei vielen Mitmenschen beobachten kann.
Getrieben, ängstlich, voller Zweifel und Misstrauen zerschlägt er das, was er eigentlich besitzen möchte: Zufriedenheit, Glück und ein harmonisches Leben mit der geliebten Frau.
Der egozentrische, um sich selbst zirkulierende Charakter von Jakob ist ein nur zu oft zu beobachtendes Phänomen des neurotischen Menschen unserer Zeit.
Welches Spiel Lizzy treibt, bleibt verborgen. Sie sehnt sich nach Liebe und Zuwendung. Ob sie es bei ihm vermisst?
Das Buch ist zwar zur Zeit des Faschismus geschrieben; die
Zeitgeschichte spielt jedoch diesem Buch keine Rolle, denn die Ereignisse sind zeitlos.
Lange poetische und nachdenkliche Passagen geben Einblicke in die philosophische Gedankenwelt von Milan Füst.
Dieser Roman ist der einzige, den er je geschrieben hat.
1967 wurde der ungarische Lyriker und Philosoph für den Nobelpreis nominiert, „aber der Tod war schneller als die schwedische Akademie“ so György Konrád.
Das Buch ist in der anderen Bibliothek bei Eichborn erschienen. Die bibliophile Aufmachung, der schöne Druck auf edlem Papier mit rotem Samteinband ist für Buchliebhaber ein Geschenk!