Cover des Buches Der Scherz (ISBN: 9783423125215)
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Rezension zu Der Scherz von Milan Kundera

Rezension zu "Der Scherz" von Milan Kundera

von Beagle vor 13 Jahren

Rezension

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Beaglevor 13 Jahren
„Der Scherz“ ist Milan Kunderas erster Roman aus dem Jahr 1965. Die Grundproblematik beschäftigt sich mit den Anfängen des Kommunismus, als alle in Tschechien noch stolz waren, dass ihr Land nach dem 2. Weltkrieg nun neu erblühen sollte. Es werden Versammlungen abgehalten, bei denen tausende von Anhängern den Rednern zujubeln. Auch Ludvik ist ein begeisterter Kommunist, Mitglied der Partei und zu dieser Zeit Student in Prag. Seine Freundin nimmt alles sehr ernst, weshalb sie von vielen immer wieder aufgezogen wird. Als sie in den Ferien in einem kommunistischen Lager ist, von wo aus sie Ludvik schreibt, wie gut und toll sie die Ideen der Partei findet, erlaubt dieser sich einen Scherz und verunglimpft ihre Reden in einem kurzen Text auf einer Postkarte. Doch, was als Scherz gedacht ist, entpuppt sich schon bald als bittere Wahrheit. Ludvik wird angehört, niemand glaubt ihm. In der Folge wird er aus der Partei ausgeschlossen und muss somit auch sein Studium aufgeben, da das Volk nicht das Studium eines Trotzkyisten bezahlt. So kehrt Ludvik nach Hause zurück und schon bald wird er zum Militärdienst eingezogen. Diesen verbringt er allerdings nicht, wie die anderen, parteitreuen Soldaten in einer militärischen Grundausbildung, sondern mit anderen politisch verdächtigen Personen in den Kohlegruben, wo er sich nun – fast wie ein Gefangener – täglich abrackern und sich die Erniedrigungen gefallen lassen muss. Zu dieser Zeit in Ostrava lernt er Lucy kennen. Mit diesem schüchternen Mädchen verbindet ihn schon bald eine tiefe Liebe, sie wird bald die einzige sein, die ihm über den Militärdienst hinweghilft, auch, wenn er sie nur einmal in der Woche sehen kann. Erzählt werden auch die Geschichten von Helena, Kostka und Jaroslav. Alle drei Personen stehen in Verbindung mit Ludvik. So lernte Helena ihn fünfzehn Jahre nach seinem Studium kennen und verliebt sich. Sie wollen sich in Ludviks Heimatstadt treffen, da Helena noch verheiratet ist. Die Reporterin soll dort einen Bericht über den Ritt der Könige – ein traditionelles Volksfest – machen, weswegen sich Ludvik entschließt, nach vielen Jahren ebenfalls wieder seine Heimat zu besuchen, um sich mit ihr treffen zu können. Der Ritt wird von Jaroslav organisiert, Ludviks bestem Freund aus Kindertagen, den er ebenfalls seit Jahren nicht gesehen hat. Kostka hat Ludvik einst zu einer guten Stelle verholfen, weswegen dieser ihm seine Wohnung für einen Nachmittag zur Verfügung stellt, damit er sich mit Helena allein treffen kann. Die Problematik wird hervorragend geschildert, das Buch ist spannend zu lesen. Aber es lässt noch die Feinfühligkeit späterer Romane Kunderas vermissen, die Charaktere werden noch nicht so eingehen in ihren Gedanken und Handlungen analysiert, weswegen ich dem Buch nur 4 Sterne gebe. Als geschichtliches Werk gesehen, ist es dennoch brillant verfasst.
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