Rezension
Zwei Männer im Park, die beide aus dem Rahmen gefallen sind, entlocken sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten und kehren Stück für Stück ihr Innerstes nach Außen.
Auf der einen Seite: Ein junger Mann, der seinen Platz in der leistungsorientierten Gesellschaft Japans nicht finden kann und zum Aussteiger geworden ist. Auf der anderen Seite; Ein Mann in Krawatte und Anzug, der nur dem Anschein nach noch ein kleines Zahnrad im Getriebe eines großen Konzerns ist. Beide haben ein großes Geheimnis, große Schuldgefühle und so zarte, vielschichtige Charaktere, die die Autorin nach und nach entblättert. Sie tragen Verantwortung für ihre Mitmenschen, bedauern zurückliegende Fehlentscheidungen und freuen sich über die kleinen Glücksmomente.
Milena Michiko Flasar erzählt nachdenklich und feinsinnig. Damit zeigt sie nicht nur zwei besondere Schicksale, die in den unbeachteten Nischen unserer schnellen Gesellschaft passieren. Sondern sie zeichnet ein Porträt der Mentalität in Industriestaaten. Ihr Erzählton ist ungewöhnlich und zeugt von einer intelligenten Beobachterin. Mein Geheimtipp und eines meiner Lieblingsbücher 2012, das völlig zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert war.