Rezension zu "Herr Katō spielt Familie" von Milena Michiko Flasar
Die Autorin kann schreiben, das habe ich deutlich gemerkt, aber sie zieht die Handlung in die Länge und überhäuft einen mit so vielen Details, dass ich das auf die Dauer nicht ausgehalten habe. Wären doch die Details irgendwie interessant, würde ich weiterlesen, aber es ist stinknormaler Alltag, sogar noch schlimmer als normaler. Es ist verdammt langweiliger Alltag.
Sobald die Frau auftaucht und dem Protagonisten von ihrer Arbeit erzählt, löst sich die Starre der Handlung und plötzlich war das so interessant, spannend, voller Leidenschaft. Als sie ihm ihre Visitenkarte gab und vorschlug, er solle doch bei ihnen mitarbeiten, da habe ich fast ein Ja gebrüllt. Mach es, tu es, verschwinde aus diesem schrecklichen Alltag und lebe ein Leben, was du dir nicht einmal erträumt hättest.
Aber dann verschwindet die Frau, der Alltag geht weiter, die Starre kehrt zurück und das mit einer Heftigkeit, dass es mir die Augenlider festzugeschlagen hat. Er erzählt von seinem Haus, von den letzten Jahren, der Arbeit, der Gedanken, der simplen Wünsche, die Pensionierung, und ich wollte sofort einschlafen, damit das Buch aus meinen Händen fällt und irgendwo verschwindet.
Die Autorin überhäuft mich mit Details, die ich selbst erlebt habe, die ich selbst erzählen könnte, vielleicht sogar aufregender, wahrscheinlich auch lebhafter. Und dann weigert sie sich, Absätze zu machen, füllt die Seiten ohne Zeilenumbrüche auf, bis ich den Verstand fast verloren habe und mich weigerte, eine weitere Zeile zu lesen.
Das Buch ist eine Schlaftablette. Es hat so eine interessante Idee und doch wird es von der Handlung verdrängt, die zäh ist und dafür sorgt, dass das eigene Leben viel, viel, viel aufregender wirkt. Ich habe mir das nicht lang antun können.