Cover des Buches Möchtegern (ISBN: 9783312004522)
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Rezension zu Möchtegern von Milena Moser

Rezension zu "Möchtegern" von Milena Moser

von Jari vor 14 Jahren

Rezension

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Jarivor 14 Jahren
Inhalt: Mimosa Mein sagte ja, weil sie nicht schlafen konnte. Damit fing es an. Man nannte sie einen Hasbeen und ob sie nicht in einer Fernsehshow mitwirken wolle. "SchreibStar" heisst die Sendung. Die Schweiz sucht den SchreibStar, einen Autoren, gecastet im Fernsehen, vor den Augen der gesamten Schweiz. Mimosa sagte ja, weil sie nicht hatte schlafen können. Und plötzlich findet sich die eigenbrötlerische Mimosa inmitten fremder und nicht ganz so fremder Leute wieder, die alle nur eins wollen: Schreiben. Mimosa wird in das Geflecht von Büchern, vorprogrammierten Sendungen und Schlagzeilen hineingezogen. Sie wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und mit der der Teilnehmer, die zwar alle unterschiedlicher nicht sein könnten, aber dennoch alle nur eines wollen: Ein Buch veröffentlichen. Und so unterschiedlich ihre Motivation beim SchreibStar mitzumachen, so unterschiedlich sind ihre Geschichten und das, was noch aus ihnen werden soll. Meine Meinung: Ja, ich tue mich schwer, mit meinen Landsleuten, ihrem Schreibstil und ihren Geschichten. Umso verblüffter war ich, als ich feststellte, dass mir Milena Mosers "Möchtegern" überaus gut gefallen hat. Ich hatte sie mehr als "Frauenautorin" im Kopf, deshalb überraschte mich dieses ernsthafte, tiefgründige Buch und seine selbstbestimmte Protagonistin, die mich manchmal an eine ältere Version von mir selbst denken liess. Mimosa Mein ist keine einfache Hauptperson. Man muss sie verstehen lernen, ihr Denken, ihr zwiegespaltenes Verhalten. Doch sobald man sich mit ihr arrangiert hat, schliesst man sie ins Herz. Diese Frau, die nichts Schlechtes an den Wechseljahren sieht, die ihre Schützlinge "Pelztierchen" nennt und das Bett lieber mit einem Buch als mit einem Mann teilt. Ebenso interessant sind jedoch die anderen Charaktere, die man in diesem Buch trifft. Die Hausfrau, der niemand die Autorin abnimmt, der Bergler mit der Handorgel oder der schwule Schönling, der vor seiner dominanten Mutter flüchten will. Sie alle haben ihre eigene Geschichte, mal mehr, mal weniger aufregend, aber immer interessant zu lesen. Vor allem auch zum Mitfühlen. Denn kennen wir uns mit ihren Problemen selbst nicht auch gut aus? Schönheit, Familie, Kinder, Träume, Arbeit, Geld, treibt sie um, doch alle haben sie denselben Traum, um den sie kämpfen: Sie wollen ein Buch veröffentlichen. Sich Autor nennen dürfen. "Möchtegern" ist keine Lektüre, für zwischendurch. Man muss sich auf die Personen, die Geschehnisse konzentrieren. Oft auch blättern, da man sich nicht immer an die Personen erinnern kann, was eindeutig ein Minuspunkt ist. Jedoch legt sich das mit der Zeit, da man die Charaktere besser kennenlernt. Auch die Sprache ist besonders. Dem Buch angepasst, tiefgründig und sensibel. Die Gefühle sind zum Greifen nah. Jedoch hätte die Autorin vor allem gegen Ende etwas mehr Energie und Kraft in ihre Sprache legen können, um den spannenden Höhepunkt zu unterstreichen. Aber vielleicht wollte sie das gar nicht. Milena Moser ist mit dem Büchergeschäft bestens vertraut und kennt sich darin aus. Doch erhält man in diesem Buch auch einen ehrlichen Einblick in die Filmbranche. Wie manche gepusht werden, während man andere fallen lässt. Wie man um Einschaltquoten kämpft und die Meinung des Einen nichts zählt. Auch der Aufbau des Buches ist interessant gestaltet. Man wechselt die Perspektiven relativ oft, wechselt von Sendung zu Privatem und zurück, ohne dass es zu anstrengend wird. Jedoch hätte ich gerne noch die eine oder andere Geschichte gelesen, die die Personen im Buch produziert haben. Im Übrigen regt das Buch sehr zum Selberschreiben an, was nicht nur an den eingeschobenen Anregungen liegt. Zudem bereit einen das Buch auch noch auf die Menopause vor... Und auch wenn einen den Schreibstil ab und zu etwas anödet und eintönig wird, hält sich das dennoch nie lange, denn die Geschichte ist so intensiv erzählt, dass man sich schon bald wieder im Buch wiederfindet und weiterliest. Für alle, die sich für das Schreiben und einen Blick hinter die Kulissen interessieren, ist das Buch eine interessante Lektüre, ebenso für alle, die gerne Lebensgeschichten von Personen lesen. Und vor allem jene, die einen eigenen, aber bestimmten Schreibstil schätzen, sollten auch mal einen Blick in das Buch werfen.
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