Cover des Buches Montagsmenschen (ISBN: 9783312004966)
Rezension zu Montagsmenschen von Milena Moser

Rezension zu "Montagsmenschen" von Milena Moser

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Nevada ist Yogalehrerin (ehemalige Balletttänzerin) und erkrankt an einer unheilbaren Nervenkrankheit, was ihre ganze Welt ins Wanken bringt. Poppy ist eine ihrer Schülerinnen, die nichts "richtig" auf die Reihe kriegt und nur in ihrem Leben herumstolpert. Marie, eine weitere Schülerin, ist eine Ärztin, die einmal "die glücklichste Frau der Schweiz" war, weil sie einen allseits angehimmelten Schauspieler aus der Cervelatprominenz heiratete. Ted schliesslich, blutiger Yogaanfänger, von Frauen verfolgter Primarlehrer, der eigentlich nur für seine Tochter sorgen möchte, ist die vierte Hauptfigur. Die Vergangenheit jeder einzelnen Figur wird minutiös, farbig und überzeugend dargestellt, so dass das Hier und Jetzt jedes und jeder Einzelnen in seiner ganzen Tragik, Banalität und Vielschichtigkeit zutage tritt. Die Wege der vier kreuzen sich, gehen wieder auseinander und treffen sich - einen Mord und viele persönliche Katastrophen und Irrtümer später - schliesslich wieder dort, wo der Roman angefangen hat: In einer Yogastunde. Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen. Die Autorin ist eine sehr genaue Beobachterin. Ihre Sprache ist treffend, witzig und lässt durchschimmern, dass sie die Menschen mit all ihren Unzulänglichkeiten liebt und sich nicht scheut, die Dinge beim Namen zu nennen. Nevada, Poppy und Ted haben mich als Figuren überzeugt. Ganz eindrücklich fand ich die Beschreibung, was die Einnahme von 10mg Ritalin bei Poppy auslöste (der von einem Stein beschwerte Blätterhaufen). Mit Marie hatte ich mehr Mühe. Vielleicht liegt es daran, dass sie (in meinen Augen) den leichtesten Rucksack von allen mit sich herumträgt. In ihrer Geschichte fand ich weniger Tiefe und Tragik als bei den anderen und die Szene im Haus der "Frau mit den toten Augen" war zu klischehaft. Dies war zwar von der Autorin so beabsichtigt (à la Vorstadtklinik), gefallen oder überzeugt hat es mich trotzdem nicht. Ich mag Happy-Ends, deshalb mag ich auch das Ende des Buches, wobei ich sehr gerne wissen würde, ob es in der Schweiz irgendwo ein Vorbild für die am Schluss beschriebene Siedlung gibt.
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