Rezension zu "Das Vogelnest: Authorschallenge Kurzgeschichte" von Milena Tebiri
Das Thema der Geschichte ist brisant, wichtig, aktuell und macht betroffen. Die Umsetzung ist berührend und stimmt sehr nachdenklich.
Schnörkellos, fast sparsam mit Informationen, ohne den Zeigefinger in eine Richtung auszustrecken, lässt die Autorin ihre Figuren sprechen und handeln. Betrachtet sie mit großer Empathie, nimmt Anteil an ihren Freuden, Ängsten, Zweifeln und Leiden. Auf sehr subtile Weise gelingt es ihr mich all das mitempfinden zu lassen.
Sehr authentisch ist das erste Kennenlernen der beiden Hauptcharaktere beschrieben, die unterschiedlichen Kulturkreisen entstammen. Im festen Gefüge, recht gut situiert in einer stabilen Lebenswelt die eine und nahezu entwurzelt und traumatisiert der andere. Die Liebe macht davor nicht Halt.
Milena Tebiri nimmt mich mit, lässt mich das behutsame Wachsen der Beziehung erleben, den gemeinsamen Nestbau und die Hoffnung, die ich so gern teilen möchte.
Nicht aus innerem Versagen heraus, sondern durch die traurigen äußeren Umstände von Gesetz und bürokratischer Verwaltung ist dieses Vogelnest sehr fragil.
Am Ende bleiben Hilflosigkeit, Ohnmacht und Ungewissheit.
Dennoch ist der Schluss der Geschichte von einer Spur Hoffnung durchzogen. So zerbrechlich das "Vogelnest" auch wirkt, vielleicht ist es stärker als dieser äußere Schein. Es muss bleiben, wartet, dass seine Bewohner zurückkehren. Genau diesen Tenor vermittelt auch das Cover, das mir gut gefällt.