Cover des Buches Die silberne Spieldose (ISBN: 9781477820520)
Rezension zu Die silberne Spieldose von Mina Baites

Berührend und wichtig

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Johann Blumenthal, ein Silberschmied mit einer noch jungen Familie aus Altona, beschließt 1914 freiwillig für das Deutsche Kaiserreich in den Krieg zu ziehen. Für ihn scheint es eine gute Möglichkeit, als Jude seinen Patriotismus zu beweisen, zu sein. Zum Abschied schenkt er seinem 4jährigen Sohn Paul eine sehr hübsche, fein ziselierte Spieldose aus Silber - mit einer berührenden Widmung. Was er nicht ahnen kann, ist, dass dieses Abschiedsgeschenk ein verbindendes Element zwischen den verschiedenen Generationen der Blumenthals werden wird - ein Symbol der Liebe, Verbundenheit und vor allem der Hoffnung.

Fast 50 Jahre später gelangt die Spieldose in die Hände von Lilian Morrison, die nicht im Entferntesten ahnt, was dieser kleine Schatz aus ihrem Erbe mit ihr zu tun haben könnte...

Auf 320 Seiten erzählt die Autorin Mina Baites eine dichte Geschichte, die mehrere Jahrzehnte umfasst. Sie hat mich berührt und mich weder während der Lektüre noch im Anschluss losgelassen. Besonders beeindruckt hat mich, dass sich aufgrund der großen Zeitspanne der Fokus auf die Figuren zwangsläufig verschieben musste und dennoch nie die Nähe zu den einzelnen Charakteren verloren gegangen ist. Dabei schafft es die Autorin die Waagschale realistisch zu halten: in den dunkelsten Jahren der deutschen Geschichte kann es nicht nur glückliche Wendungen geben - soviel sollte klar sein.

Auch wenn es kleinere Missverständnisse im Text gibt (z.B. über die Größe einer Brigade oder aber bei den Autoren, deren Werke den Bücherverbrennungen anheim fielen), so schmälert dies in meinen Augen keinesfalls die Leistungen der Autorin. Denn das Buch zeigt sehr gekonnt, wie sich die Gesellschaft vor der Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg über die sogenannten Rassegesetze des Dritten Reiches bis hin zum Holocaust verändert. Genau hier beweist die Autorin großes Feingefühl und zeigt anhand einzelner Personen, die Nachbarn oder Freunde der Blumenthals waren, wie sie sich von blindem Hass haben leiten lassen... Aber Baites zeigt auch, dass es in all den unbegreiflich grausamen Zeiten Menschen gab, die nicht vergessen haben, dass es auch möglich ist, Gutes zu tun und zu helfen.

Für mich war es eine intensive Lektüre, die mich nicht selten traurig oder gar wütend gemacht hat, die es aber auch geschafft hat, immer wieder Hoffnung keimen zu lassen und mich schlussendlich sogar ein wenig glücklich gemacht hat. Auf jeden Fall ein Buch das nachhallt - was ich bei diesem Thema sehr wichtig finde.
Für mich war regelrecht spürbar, dass die Autorin Mina Baites viel Herzblut hinein gesteckt hat.
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