Der Klappentext: „Mineko Iwasaki war mehr als ein Jahrzehnt Japans berühmteste Geisha. Mit ihrer Autobiographie enthüllt sie nun als erste Geisha in der dreihundertjährigen Geschichte der Karyukais die Geheimnisse ihres Standes. Es ist der ergreifende Bericht einer Frau, die nie eine Kindheit hatte. Ihre Geschichte inspirierte Arthur Golden zu seinem Bestsellerroman „Die Geisha“.
Worum es also geht, wird beim Lesen des Klappentextes deutlich. Die berühmteste Geisha Japans lüftet das große Geheimnis um das Leben ihres Standes. Wir erfahren, wie Masakos erste Lebensjahre bei ihren Eltern verlaufen, und wie sie im zarten Alter von drei Jahren von der Eigentümerin eines der berühmtesten Geishahäuser Kiotos, der Okiya Iwasaki, entdeckt und zu ihrer Nachfolgerin auserkoren wurde. Die kleine Masako (wie Mineko Iwasaki eigentlich heißt) weiß noch nicht, wie sie das alles einordnen soll, aber bald entscheidet sie sich zum Haus der Iwasaki zu gehören. Dazu sei gesagt, dass Mädchen, die sich entscheiden, eine Geisha zu werden, nicht mehr bei ihren Eltern leben und in dem Geishahaus dann von einer anderen Geisha adoptiert werden und einen neuen Namen erhalten. Sie haben also keinen wirklichen Kontakt mehr zu ihren leiblichen Eltern. Sie nimmt also die Ausbildung zur Geisha auf, eine wirklich harte und qualvolle Ausbildung, in der sie nonstop über ihre Grenzen geht. Selbst ihre Gesundheit leidet darunter. Aber für den Erfolg und ihr ehrgeiziges Ziel, die Nummer Eins zu sein, gibt sie alles. Sie schläft kaum, steht ständig unter Strom, hetzt von einem Termin zum anderen, bis ihr Körper streikt. Und trotzdem steht für sie immer der Ruf ihrer (Geisha-) Familie im Vordergrund und sie macht weiter.
Wir erfahren, wie das Leben unter den Geishas in der Okiya abläuft, was für Investitionen sie in ihre Arbeit stecken, wie hart sie für ihre Auftritte trainieren und wie streng dieses Leben abläuft; ein Leben, das nicht frei von Neid und Missgunst ist. Man merkt, dass Mineko mit zunehmendem Alter immer mehr versteht, wie die Abläufe in der Okiya sind und dass sie das alles überhaupt nicht glücklich, sondern sogar krank macht… Und so nimmt sie die Planung ihrer Auftritte selbst in die Hand und setzt sich immer stärker dafür ein, dass sich im Leben aller Geishas etwas ändern muss. Nachdem sie die neue Eigentümerin der Okiya geworden ist und so manchen Schicksalsschlag erlebt hat, entschließt sie sich schlussendlich für ein Leben, das sie glücklich macht.
Mineko erzählt von diesem Leben ganz unverblümt, wie sie es empfunden hat und was sie dazu bewogen hat, dieses Leben zu leben und auch wieder aufzugeben. Sie beschreibt, wie erfolgreich sie war; UNERSÄTTLICH trifft es wohl eher, denn alle Kunden wollten nur noch SIE sehen. Aber auf welche Kosten, frage ich mich? Und war es das wert?
Ich fand diese Biografie, sehr spannend. Und entgegen meiner Sorge, weil da so viele japanische Begrifflichkeiten vorkommen, habe ich es flüssig lesen können. Für den Fall der Fälle wurde sowohl in der Geschichte selbst gleich die Übersetzung geliefert, als auch am Ende des Buches auf ein paar Seiten die „Vokabeln“ zusammengefasst 😉
Es war recht interessant und ich fand, dass man wirklich einen sehr offenen und ehrlichen Einblick bekommen konnte, wie hart die Ausbildung zur Geisha ist und wie schwer sie es haben, selbst wenn die Ausbildung abgeschlossen ist. Oft habe ich gedacht „Oh man, das könnte ich gar nicht. Sie verlässt ihre Eltern, die sie vergöttert, weil sie bei den Geishas tanzen kann. Aber sie macht sich kaputt für diesen Job.“
Den Schreibstil fand ich für eine Autobiografie angemessen. Es war gut verständlich, durch die Übersetzungen und es ist natürlich aus der Ich-Perspektive erzählt, was ja bei einer Autobiografie Sinn macht. Das hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich sagen muss, dass ich mir viele Sachen, selbst wenn Mineko sie so offen gelegt hat, gar nicht vorstellen kann, dass es so was in einer Gesellschaft wirklich gibt. Aber dem ist wirklich so…
Alles in allem fand ich diese Biografie sehr lesenswert. Und mit diesem Hintergrund werde ich mir „Die Geisha“ von Arthur Golden zulegen. Ich vergebe hier 🌟🌟🌟🌟