Cover des Buches Lempi, das heißt Liebe (ISBN: 9783446260047)
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Rezension zu Lempi, das heißt Liebe von Minna Rytisalo

Leben, Tod und Liebe vor dem Hintergrund des Lapplandkriegs

von blaustrumpfine vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine intensive Geschichte über vier Menschen in den 1940er Jahren in Finnisch-Lappland und über die wechselhaften Beziehungen zu Deutschland

Rezension

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blaustrumpfinevor 6 Jahren
Aus der Sicht dreier ihr nahestehender Menschen wird über Lempi erzählt, deren Name auf Altfinnisch Liebe bedeutet. Im lappländischen Rovaniemi wachsen sie und ihre Zwillingsschwester Sisko als Töchter eines Ladeninhabers auf. Sisko, die das größere Fremdsprachentalent hat, fängt an, als Schreibkraft für die Deutschen zu arbeiten, die Anfang der 40er Jahre als Waffenbruder gegen die Sowjetunion im Land sind. Dabei freundet sie sich mit Max, einem deutschen Wehrmachtsoffizier, an. Obwohl sich die Schwestern regelmäßig aus einem Buch über das Liebesleben in der Ehe vorlesen, hat die sieben Minuten ältere Lempi, die weiterhin im Laden des Vaters arbeitet, noch keinen Erfahrungen mit der Liebe. Um dies zu ändern, fordert ihre Schwester sie zu einem Spiel heraus, bei dem sich Lempi schließlich tatsächlich in den Bauern Viljami verliebt, der auf einem Hof weiter nördlich lebt. Er und Lempi heiraten und ziehen nach Pursuoja, zusammen mit der Magd Elli. Die Lebenswege der Schwestern, die bis dahin so eng miteinander verwoben waren, entwickeln sich auf einmal in völlig unterschiedliche Richtungen ...

In einer sinnlichen, betörenden Sprache lässt die lappländische Autorin Minna Rytisalo die Zeit des Zweiten Weltkriegs und danach in Nordfinnland lebendig werden. Aus drei unterschiedlichen Perspektiven – der von Viljami, der Magd Elli und von Lempis Schwester Sisko – wird Lempis Leben in Rovaniemi und auf dem Hof Pursuoja beschrieben. Viljami, der bald nach seiner Hochzeit in den Krieg musste, ist schwer kriegstraumatisiert, was die Autorin sehr gut darstellt. Auch die Erfahrungen von Sisko, die nach ihrer Rückkehr nach Finnland als „Deutschenhure“ behandelt wird, werden anschaulich vermittelt. Wunderbare Naturschilderungen lassen einen unmittelbar in die lappländische Landschaft mit ihren Mooren, Fichten, Preiselbeerbüschen und dem Harzduft ihrer Wälder eintauchen. Der Übersetzerin Elina Kritzokat gelingt es, die Sprache im Deutschen zugleich zeittypisch und poetisch klingen zu lassen, und in einem kurzen Nachwort ordnet sie das Geschehen historisch ein.

Eine intensive und dramatische Geschichte, die die wechselhaften Geschehnisse der damaligen Zeit widerspiegelt. Kein einfacher Stoff, aber eine unglaublich lohnende Lektüre!

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