Ein guter Ratgeber, der nicht problemorientiert ist, sondern genau im Gegenteil das gute Verhältnis zwischen Eltern und Kindern in den Vordergrund stellt und Tipps gibt, wie man das erreichen kann.
In den verschiedenen Kapiteln werden auch optisch ansprechend einige Aspekte beleuchtet, die zu verstehen Erziehung schon erleichtern kann, so zum Beispiel, welche Voraussetzungen ein entspanntes Zusammenleben charakterisieren, wie wichtig Grenzsetzung für Kinder ist oder wie man kindgerecht kommunizieren kann.
Die Kapitel werden jeweils mit einer Doppelseite mit einem schönen Bildchen und einer Kurzeinführung, was einen diesem Kapitel erwartet, eingeführt; es gibt viele Untertitel (die im Inhaltsverzeichnis alle wiederzufinden sind), und es gibt immer wieder unterlegte Hingucker, die wie Merkzettel an einer Pinnwand aussehen.
Das mit Abstand längste Kapitel beschäftigt sich dann doch mit dem Thema „Wir haben ein Problem – was können wir tun?“
In diesem werden Szenen beschrieben, die in vielen Familien vorkommen, und immer wird in der Lösung den Fokus auf die Gefühle der Eltern und der Kinder gelegt und darauf, wie man dahinkommen kann.
Hier hat mir sehr gut gefallen, wie immer wieder danach gefragt wird, wie es dem Kind wohl mit dem beschriebenen Szenario geht.
Ein wenig gefehlt hat mir allerdings beispielsweise, dass die Behauptung, dass Kinder niemals wirklich ihre Eltern verletzen wollen, nicht die Frage auffängt, warum sie es dennoch tun, und die Eltern mit der Verantwortung eigentlich allein lässt.
Die Beispiele sind allerdings gut gewählt und die möglichen Lösungswege gut skizziert, wenn man davon absieht, dass einige vorgeschlagene Gesprächsanfänge eindeutig nicht in kindgerechter Sprache aufgeschrieben werden.
Das hat zwar den Vorteil, dass die Eltern ihre eigenen Worte für ihr Kind finden müssen – aber es wäre schön gewesen, wenn es irgendwo gesagt worden wäre (gerade nach dem es ein Kapitel darüber gegeben hat).
Insgesamt also ein sehr ansprechender Ratgeber, der von mir fast volle Punktzahl erhält. Verloren hat er Punkte an die angesprochenen Schwächen sowie an den mich sehr irritierenden Umstand, dass über das ganze Buch von einzelnen (Beispiel)kindern nie als „Kind“ gesprochen wird, sondern immer als „Tochter“ oder „Sohn“. Es klingt für mich sehr willkürlich, auch wenn es möglicherweise gedacht war, um persönlicher zu klingen.
Was das Buch allerdings fast noch einen weiteren Punkt gekostet hätte, war ein winziger Satz bei dem Thema „Unser Sohn kann nicht verlieren“. Bis dahin war nicht klar, dass sich das Buch nur an Elternpaare richtet – das hat mich erschreckt.
Trotzdem: Glückliche Kinder haben entspannte Eltern, und dieses Buch kann eine Hilfe sein; ich empfehle es gern weiter.