Inhalt: Mia´s Leben ist kompliziert. Nicht nur, weil sie in der Schule unter den Gemeinheiten und Intrigen ihre Mitschülerin Anna-Constanza ("Anaconda") leidet und bald als "Psycho-Mia" in der ganzen Schule bekannt ist. Sie hat auch das Gefühl beobachtet zu werden. Ständig taucht ein schwarzer Volvo in ihrer Nähe auf und scheint sie zu verfolgen. Das muss ganz bestimmt etwas mit dem Geheimnis ihres Vaters zu tun haben. Mia ist sich sicher, dass er in Wahrheit ein Agent einer Geheimorganisation ist und deshalb so oft in den Osten reist. Aber glauben, will ihr diese Theorie natürlich niemand. Und ihre immer schlimmer werdenden Angstattacken helfen in dem ganzen Chaos auch nicht weiter. Und dann schicken ihre Eltern sie plötzlich in ein Sommer-Camp für "Jugendliche mit Problemen". Schlimmer kann es kaum noch werden...
Eindruck: Ich bin mir sicher, dass die Geschichte wirklich cool geworden wäre, wenn die Autorin es nicht mit der Tagebuch- und Email-Form übertrieben hätte. Und am Anfang etwas schneller zur Sache gekommen wäre.
Der Einstieg in die Geschichte hat mir ganz gut gefallen. Man lernt Mia kennen und ihre Situation in der Schule und zu Hause. Ich hatte Zeit mich an den ungewöhnlichen Tagebuch-Schreibstil zu gewöhnen. Doch dann passiert erstmal eine Weile nichts interessantes mehr, bis sie endlich in dieses Camp reist. Hätte ich nicht zwischenzeitlich mal voraus geblättert, um zu sehen ob es irgendwann mal spannend wird, hätte ich das Buch bereits nach 1/4 abgebrochen.
Der Tagebuch-oder Email-Stil kann Geschichten aufwerten und abwechslungsreicher gestalten. Hier wurde es für mich aber eindeutig übertrieben. Die Hälfte des Buches besteht aus Tagebucheinträgen von Mia und die andere Hälfte aus dem Email-Verkehr zwischen Mia und ihrer Therapeutin und später mit ihrer Schulfreundin. Während es am Anfang der Geschichte noch Sinn macht und unterhaltsam war, hat mich dieser Schreibstil später immer mehr genervt und angestrengt. Zudem war es gegen Mitte und Ende, als es wirklich spannend wurde, nur noch unlogisch. Mia ist verletzt und versteckt sich nachts im Wald in einer Höhle vor jemandem? Gut, dass sie eine Taschenlampe dabei hat, um schnell mal Tagebuch zu schreiben. Ernsthaft? Oder: Gut, dass wir in dieser Lebensbedrohlichen Situation dieses Tablet wieder aufladen konnten. Jetzt können wir ein Notsignal absetzen! Aber zuerst mal schnell die Mails checken und kurz der Schulfreundin zurück schreiben.... Jaaa, klaar... Deshalb war Mias Verhalten sehr oft unlogisch. Es wäre besser gewesen, wenn die Autorin Abschnitte eingebaut hätte, wo die Geschichte einfach mal in Echtzeit passiert und nicht immer rückblickend von Mia erzählt und bewertet wird.
Ein Pluspunkt ist, dass es Charaktere gibt, die divers sind/ einer Minderheit angehören. Ein Mitglied der Campteilnehmer ist transgender (ein Junge, der lieber ein Mädchen wäre). Allerdings ist der Umgang mit dem Thema "Transgender" nicht gerade vorbildlich. Die eine Hälfte der Charaktere nennt das Kind bei seinem Geburtsnamen, die andere Hälfte nennt ihn bei seinem selbstgewählten Mädchennamen. Manche springen zwischen beiden ständig hin und her. Außerdem spielt ein geflüchteter Junge aus Syrien, der von einer deutschen Familie als Pflegekind aufgenommen wurde, eine wichtige Rolle.
Fazit: Von einer namenhaften Autorin (und Erfinderin der "Pfefferkörner-Serie"), hätte ich mehr erwartet. Ist meiner Meinung nach kein Lesemuss. :/