Wenn einer eine Reise macht, kann er hinterher viel erzählen. Für die Daheimgebliebenen und Unbeteiligten mag das zwar alles sehr interessant sein, doch sie waren eben nicht dabei, und ihnen fehlt deshalb eine wichtige Komponente, die man in einem Bericht nur schwer ersetzen kann. Leser und Betrachter dieses Buches können den emotionalen Teil dieser Wanderung allenfalls an den Bildern ein wenig nachvollziehen, wenn überhaupt. Sie haben nicht erlebt, wie es sich anfühlt, am Ende eines mühsamen Tages das geplante Ziel erreicht zu haben. Einen Film eines solchen Tages anzusehen, ist ihnen nicht vergönnt. Es bleiben einzelne Bilder, die Zeiten und Räume dazwischen müssen sie sich in ihrer Phantasie vorstellen.
Ungeachtet dieses objektiven Mangels gelingt es Miriam Mayer recht gut, den Betrachter und Leser mit auf ihre Reise zu nehmen, die sie übrigens nicht alleine machte. Ihr Partner kommt zwar im Bild oft vor, spielt aber ansonsten kaum eine Rolle. Das Buch liest sich gut, und die Bilder machen Lust auf Nachahmung, zumal man dafür Tipps erhält.
Eine solche Tour von Rottach-Egern bis Verona in ungefähr dreißig Tagen, bei der täglich etwa 10 bis 15 Kilometer mit hinreichend schwerem Gepäck in den Bergen gelaufen werden müssen, ist nichts für untrainierte Menschen. Sie erfordert Planung und körperliche Vorbereitung.
Das Buch darüber weiß nicht so recht, was es eigentlich sein soll: ein Reisebericht, ein Bildband oder eine Mischung von beidem? Letzteres kommt dem Wesen dieses Buches wohl am nächsten. Es ist also ein Kompromiss. Als Reisebericht zu kurz, als Bildband nicht konsequent genug. Die meisten Fotografien sind Schnappschüsse, einige andere besitzen auch einen hohen ästhetischen Wert. Solche Bilder kriegt nicht jeder hin. Dazu braucht man technische Kenntnisse, eine gewisse Ausbildung, Erfahrung und den Blick eines Fotografen.
Kurzum: Das ist ein schönes Buch, das Lust macht, es den beiden Wanderern nachzumachen, auch wenn es nicht unbedingt im Herbst sein muss, wie ihre Erfahrung zeigt.
Miriam Mayer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Miriam Mayer
Bergseele
Neue Rezensionen zu Miriam Mayer
Klappentext:
„Ein Projekt, eine Strecke, ein Zeitraum - und die Motive, die dabei entstehen. Dieser Herausforderung hat sich die junge Fotografin Miriam Mayer gestellt und legt nun mit Bergseele ihren ersten Bildband vor. Ihre Route, zu Fuß vom Tegernsee bis Verona, war akribisch geplant, doch was dieses Buch ausmacht, sind die unplanbaren Momente. Miriam Mayer war Wind und Wetter ausgesetzt, hat den schweren Rucksack Klettersteige hinauf und Pfade hinuntergeschleppt, und sie hat dabei festgehalten, was die Natur ihr geboten hat: Nebel, der aus dichtem Wald aufsteigt, Wolken, die den Blick aufs Tal verhüllen, dramatisch beleuchtete Hänge, zarte Blüten und gewaltige Gipfelketten, feindselige Geröllhalden und einladende Hütten. Dieser Titel ist kein Best-of von Bergmomenten bei perfektem Licht, es berichtet vielmehr von der persönlichen Begegnung der Fotografin mit den Alpen - und nicht zuletzt mit sich selbst.“
Das ist also das Debut von Miriam Mayer! Erste Einschätzung: gelungen! Sie nimmt uns fotografisch mit, auf eine ganz besondere Reise. Ihr Abenteuer sollte eine Überquerung der Alpen werden und genau diese hat sie fotografisch festgehalten. Ihre Bilder haben eine besondere Strahlkraft, die Aufmachung des Buches und die Gestaltung geben dann noch ihr übriges dazu. Die Tage sind einzeln aufgeführt ähnlich wie ein Tagebuch, das Ganze wird untermalt mit Wörtern und deren Definitionen, minimalen Texten - künstlerische Freiheit sozusagen. Eine solche außergewöhnliche Reise so zu begleiten, ist ein Erlebnis und etwas, das im Herzen hängen bleibt.
Dennoch ist dieses Buch doch eben mehr als nur ein Fotobuch und genau deshalb vergebe ich auch 4 von 5 Sterne. Schlussendlich muss man sich entscheiden, was denn mehr „reden“ darf: die Fotos oder die Texte/Sprüche…
In unserer schnelllebigen und digitalen Welt gehört die Vergänglichkeit des Augenblicks zum Alltag. Miriam Mayer hat aber einen Traum, der sie ihren geliebten Bergen ganz nah bringt - sie möchte vom Tegernsee aus die Alpen zu Fuß überqueren und in Verona ihre Wanderung beenden.
Nach einer sehr akribischen Planung geht es los uns aus dem Traum wird Wirklichkeit - schon mit dem ersten Schritt merkt Miriam, wie sie loslässt, sich von der Einzigartigkeit der Natur einfangen lässt und beginnt, eins mit der Bergwelt zu werden.
Aber die Wandernde muss schnell feststellen, dass jede noch so detaillierte Planung nichts nützt, wenn das Wetter nicht mitspielt. Regen und Schneestürme machen ihr einen Strich durch die Rechnung, zwingen sie zu Pausen und verändern immer wieder den Tagesablauf.
Der authentische Bericht gibt einen Einblick in die Erlebisse dieser manchmal doch sehr kräftezehrenden Tour. Die kurzen Texte spiegeln die Emotionen und Sehnsüchte, die auf der Wanderung Einzug halten. Die Tipps zur Vorbereitung und Organisation einer solchen Alpenüberquerung sind sachlich und leicht verständlich verfasst und geben Hinweise, um eine eigene Alpenüberquerung nach dem gleichen Muster zu oraginsieren.
Es sind die Begegnungen mit der Verganenheit (Stellungskrieg in den Alpen 1915-1919), die tiefe Spuren hinterlassen, nachdenklich sitmmen und die Alpinistin dankbar machen, dass sie in Zeiten des Friedens aufgewachsen ist. Besondere Momente gibt es viele auf dieser Tour - der sternenklare Nachthimmel, Alpenglühen bei Sonnenauf- bzw. untergang, türkisfarbene Bergseen oder eine kurze Kuscheleinheit mti einem Pferd auf der Hochweide - alle eingfangen im flüchtigen Moment des Augenblicks und doch für immer als Erinnerung auf der Seele eingebrannt.
Die Fotos geben die Stimmungen und Eindrücke bei der Alpenüberquerung sehr gut wieder, sind mit dem Blick fürs Detail eingefangen und wirken so als ideale Untermalung der Auszeit in der imposanten Bergkulisse. Leider ist die Farbintensität nicht wirklich gut und ich hätte mir von einer Fotografin, die Fotodesign studiert hat, eine hervorragende Bildqualität mit farblicher Bestnote erhofft. So büßen die Aufnahmen manchmal von ihrer Strahlkraft ein und wirken etwas blass und weniger intensiv.
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