Cover des Buches Brief an mein Leben (ISBN: 9783498045166)
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Rezension zu Brief an mein Leben von Miriam Meckel

Rezension zu "Brief an mein Leben" von Miriam Meckel

von KarlMay vor 14 Jahren

Rezension

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KarlMayvor 14 Jahren
„Der Burnout gehört zum erfolgreichen Berufsleben wie das Eigenheim zur Vorzeigefamilie“. Dieser Satz findet sich im vierten Kapitel des Buches von Miriam Meckel, in dem sie über ihre Erfahrungen mit ihrem Burnout reflektiert. Reflektieren ist das richtige Wort dafür, denn bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen der klassischen Erfahrungsberichte über einen Burnout, sondern hier setzt sich eine Intellektuelle auseinander mit etwas, das sie nicht haben will und das sie trotzdem hat. Zwei Tage „kommunikativer Stubenarrest“ in der Allgäuer Klinik, in denen sie auf ihrem Zimmer bleiben muss: Keine Gespräche mit anderen, nichts lesen, kein Fernsehen, keine Musik, kein Handy und kein Laptop (Der offizielle Ausdruck dafür ist „Inaktivitätstage“) - in diesen zwei Tagen schreibt sie nieder, was sie beschäftigt, denn schreiben, das darf sie. Und so erfahren wir in verschiedenen Abschnitten etwas darüber, wie sie sich in ihrem Alltag immer mehr von dem entfremdet hat, was sie empfindet und was ihr wichtig ist. Dabei spielen die Geschwindigkeit ihres Lebens, die permanente Kommunikation online und offline eine große Rolle und die Tatsache, dass sie immer so funktioniert hat, wie es gewünscht war. Besonders berührt hat mich dabei der Abschnitt „Inseln ihn mir“, in dem sie Erfahrungen mit dem Tod ihr nahestehender Menschen beschreibt. In manchem hat mich das Buch an Joan Didions großartiges Buch „Das Jahr magischen Denkens“ erinnert, denn ähnlich wie sie lässt auch Miriam Meckel zahlreiche Leseerfahrungen in den Text mit einfließen, so dass man sich beinahe eine kleine Liste der Bücher anlegen möchte, die man irgendwann auch einmal zu Hand nehmen möchte. In manchem machte es mich aber auch nachdenklich und ich ich fühlte mich einige Male fast ertappt, wenn sie bestimmte Gewohnheiten beschrieb. So empfehle ich Euch dieses Buch als eine überaus anregende Lektüre, die Bewusstsein dafür schaffen kann, die eigenen Grenzen zu respektieren und achtsam mit sich umzugehen.
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