1) Wie bist Du zum Schreiben gekommen bzw. wie kam es zur Veröffentlichung Deines ersten Buches?
Schon als Kind war ich eine Leseratte, die alles verschlang, was sie zwischen ihre gierigen Krallen bekam; damals habe ich mir auch vorgestellt, wie ich in einem alten Haus mit Fensterläden sitze und selbst Abenteuerromane schreibe. Nach meinem Studium arbeitete ich als Werbetexterin und Redakteurin, bis mich vor ungefähr vier Jahren endlich die Muse küsste. Eines Tages habe ich mich hingesetzt und damit begonnen, die Mordszene aus „Schlangenfutter“ zu schreiben. Auslöser war zunehmende Langeweile angesichts der Krimis und Thriller, die ich die Jahre zuvor gelesen hatte. Irgendwie hat mich nichts mehr so recht überrascht. Als ich die ersten Worte zu Papier brachte, hatte ich überhaupt noch keine Vorstellung, wohin die Reise geht. Erst beim Schreiben kam mir die Idee, meinen Thriller in die nahe Zukunft zu verlegen, Science-Fiction also mit Krimielementen zu vermischen. So erblickte die Stadt Hanseapolis das Licht der Welt. Dann habe ich den ersten Teil als interaktives eBook übers Internet vertrieben, bis mich eines Tages mein jetziger Verlag ACABUS entdeckte. Und mit einem Mal schien der Kindheitstraum mit dem alten Haus und den Fensterläden gar nicht mehr so fern zu sein …
2) Wie lang hast Du an Deinem ersten Buch geschrieben – wie viel Zeit hast Du für die Recherche und wie viel für die Ausarbeitung gebraucht?
Da ich vorab keine Recherche tätige, kann ich diese Schritte schlecht auseinander halten. Ich bin eine intuitive Autorin und schreibe meistens darauf los. Die Recherche ergibt sich eher zwischendurch. Für mein erstes Buch habe ich insgesamt eineinhalb Jahre gebraucht inklusive Feintuning. Gerade Letzteres betreffend ist es sehr wichtig, das Manuskript eine gewisse Zeit ruhen zu lassen und mit frischem Kopf und Unvoreingenommenheit final zu überarbeiten.
3) Gibt es schon Ideen & Pläne für einen neuen Roman?
Gibt es. Zurzeit schreibe ich an meinem dritten Hanseapolis-Roman und hoffe, dass er noch 2011 erscheint. Der vorläufige Titel lautet „Präludium“, kein zweigeteilter Roman diesmal, sondern eine eigenständige Story. Das Buch wird in 24 Kapitel aufgeteilt sein, nach den Präludien von Frédéric Chopin. Von der Grundstimmung leitet mich die Musik. Das 1. Kapitel ist thematisch lebhaft, das 2. getragen und eher „dumpf“, das 3. beginnt mit einem kurzen (flatternden) Rundflug über der Stadt, usw. Angesichts des positiven Leserfeedbacks und der Tatsache, dass mir meine Figuren ans Herz gewachsen sind, spiele ich mit dem Gedanken, eine Reihe daraus zu machen.
4) Welche Vorteile bietet für Dich das Internet und wie nutzt Du hier den Kontakt zum Leser, wie z.B. in einer Literaturcommunity wie LovelyBooks.de
Der Kontakt zum Leser ist ein großer Vorteil des Mediums Internet. Auf diesem Weg gelangen Anregungen, Lob und Kritik direkt und unverblümt an die Adresse des Autors. Das Schönste dabei ist: Als Autorin kann ich darauf reagieren und Fragen zu meinen Büchern beantworten. Auf diese Weise werden meine Geschichten und Figuren noch greifbarer, noch lebendiger. Überhaupt ist es erstaunlich, mit wie viel Herzblut manche Leser mich und meine Bücher unterstützen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie motivierend das ist. Außerdem ist das Internet ein wichtiges Werbemedium, vor allem, wenn man wie ich bei einem kleineren Verlag veröffentlicht. Schaut euch in den großen Buchhandlungen um und ihr werdet feststellen, dass die meisten Autoren von kleinen Verlagen es nicht bis zum Lieferanteneingang schaffen. Die Buchhandlungen haben nur begrenzt Platz und füllen diesen verständlicherweise lieber mit Bestseller-Autoren und bewährtem Lesestoff. Also müssen Verlag und Autor mit dem geringen Budget, das sie haben, im Internet aktiv werden, d.h. Blogger mobilisieren, in Literaturcommunities wie LovelyBooks.de präsent sein und Netzwerke wie twitter, xing oder facebook nutzen. Das ist zeitintensiv, aber absolut unentbehrlich.
5) Bei der Buchfrage können sich neuerdings Leser in Echtzeit über Autoren und ihre Bücher austauschen, damit ist ein weiterer Platz für Lob und Kritik geschaffen. Wie gehst Du damit um?
Die Buchfrage ist ein sehr sinnvolles und schnelles Instrument, das ich recht häufig nutze, um z.B. Tipps zu Büchern zu geben oder selbst nach Buchtipps zu suchen. Natürlich habe ich auf der Startseite meiner Homepage das entsprechende Widget eingebaut, so dass Besucher gleich sehen können, sobald Fragen zu meiner Person oder meinen Werken gestellt werden. Ich persönlich finde es genial, direkt darauf antworten zu können!
6) Welche Bücher/Autoren liest Du selbst gern und wo findest bzw. suchst Du
Empfehlungen für den privaten Buchstapel?
Eigentlich lese ich jedes Genre gern, sofern die Geschichte packend ist und der Schreibstil gut. Humoristisches von Janet Evanovich, Romantisches von Jane Austen oder SEP und natürlich Visionäres von Jeff Somers oder Andreas Eschbach. Krimis und Thriller mag ich speziell von Jeffery Deaver, Michael Connelly, Mo Hayder und Elizabeth George. Früher habe ich sehr gern Fantasy gelesen, vorzugsweise von Wolfgang Hohlbein oder Margaret Weis und Tracy Hickman. Die Vergessenen Reiche sind einmalig! Inzwischen kann mich Fantasy überhaupt nicht mehr begeistern, was nicht am Genre liegt, sondern an den vielen Ideenklonen, die den Markt verseuchen. Überhaupt bin ich, seitdem ich selbst schreibe, kritischer geworden. Leider. Mir passiert es immer häufiger, dass ich Bücher abbreche, was mich ziemlich nervt. Empfehlungen suche ich auf klassischem Weg – entweder über amazon, LovelyBooks oder andere Foren. Am liebsten stöbere ich aber immer noch in der Buchhandlung herum. Am liebsten den ganzen Vormittag. Herrlich!
7) Von welchem Autor würdest Du Dir mal ein Vorwort für eines Deiner
Bücher wünschen und warum?
Von Wolfgang Hohlbein. Auch wenn ich mich nicht für alle seine Bücher begeistern kann – wäre auch etwas schwierig bei rund 200 –, hat er mich mit seinen Fantasy- und Science-Fiction Romanen von allen deutschen Autoren am meisten geprägt.
8) Man wird als Autor schnell in Schubladen gesteckt.
Würdest Du gerne mal das Genre wechseln und Deine Leser mit einer völlig neuen Seite überraschen?
Klar. Ich könnte mir gut vorstellen, einen historischen oder phantastischen Roman zu schreiben. Oder mal einen Nackenbeißer à la „Wilder als ein Traum“ von Teresa Medeiros. Der witzigste Zeitreise-Liebesroman, den ich kenne. Sehr zu empfehlen übrigens.
9) Wo holst Du Dir die Ideen und Inspiration für Deine Arbeit?
Die Zukunft ist ein ungeschriebenes Blatt und damit für mich höchst inspirierend, denn als Autorin stehen mir alle Möglichkeiten offen. Das zieht spannende Gedankenspiele nach sich. So kann es vorkommen, dass ich beim Frühstück sitze und überlege, wie die Menschen im Jahr 2066 diese Situation erleben werden. Wie wird ihre Morgenzeitung aussehen? Vielleicht wird der Kaffee zum Mitnehmen mit mikroskopisch kleinen Kommunikationsteilchen versehen sein, die ins Gehirn gelangen, dort am visuellen Cortex andocken und die brandheißen News projizieren? Werden Hundehalter beim Gassigang eine Atemmaske tragen müssen? Wird es überhaupt noch Hunde mit Verdauungsapparat geben? Oder werden diese einfach weggezüchtet? Am liebsten sitze ich auf der Terrasse, sofern das Wetter mitspielt, sorge für genügend Café au lait und schreibe auf meinem Notebook. Oder aber ich setze mich ins Wohnzimmer, lege die passende Musik ein – Kaffee nicht vergessen – und schreibe. Meistens liegt unser Hund neben mir und schläft oder betätigt mit der Schnauze die Feststelltaste, natürlich immer dann, wenn ich sie am wenigsten brauche. Hänge ich kreativ fest, nehme ich einen Bleistift und kritzele auf einem leeren Block herum. Meistens kommt die Idee dann von ganz allein.
10) Welche Wünsche hast Du im Bezug auf Deine Bücher und Deine
Arbeit für die kommenden Jahre?
Dass die Menschen beim Stöbern in der Buchhandlung zwischen all den Schätzen auch mal meine Bücher in den Händen halten – ohne dass ich dafür einen Vampirroman schreiben muss.