Cover des Buches Sektion 3 Hanseapolis - Präludium (ISBN: 9783862821495)
WolfgangBs avatar
Rezension zu Sektion 3 Hanseapolis - Präludium von Miriam Pharo

Rezension zu "Sektion 3 Hanseapolis - Präludium" von Miriam Pharo

von WolfgangB vor 11 Jahren

Rezension

WolfgangBs avatar
WolfgangBvor 11 Jahren
Im Jahr 2066 ist Venedig zum ganzjährig geöffneten Karnevals-Freilichtmuseum geworden. In CupolaV - wie die Stadt genannt wird - werden ohne Unterlaß die berühmten Masken getragen. In diesem saisonal eingefrorenen Utopia gibt es offiziell keine Verbrechen. Als dennoch ein Mord geschieht, führt die Spur zu einem verdächtigten Meisterdieb nach Hanseapolis ... wo das bewährte Team Elias Kosloff und Louann Marino auf ihn angesetzt wird. Je mehr sich die beiden mit dem alles andere als eindeutigen Fall beschäftigen, desto dichter verstricken sie sich in einem undurchsichtigen Netz unterschiedlicher Interessen ... Miriam Pharo zeichnet sich durch einen Stil aus, den man als kleinkariert weltoffen beschreiben könnte. Sie philosophiert mit einem Sprachduktus über Künstliche Intelligenz, den ein Autor von Heimatromanen normalerweise nutzt, um sein Bergidyll gegen die Schrecken der großen Welt abzuschotten. In erster Linie wird dieser Eindruck durch bewußt vollzogene Stilbrüche mit dem Science-Fiction-Genre erzeugt. Namen wie Aldo Farouch oder die Leidenschaft eines Ermittlers für Rindercarpaccio würde man spontan nicht einem Thriller zuordnen, in dem mir scharfen Laserwaffen geschossen wird. Auch die Anlehnung der Struktur an die Präludien Frederic Chopins - die im Roman selbst eine tragende Rolle spielen - ist ein kreatives Meisterstück, die Hommage an den polnischen Komponisten wirkt wie ein unerwartet erfrischender Sturm durch die futuristischen Großstadtschluchten. Besonderes Augenmerk liegt ganz offensichtlich auch auf der umfangreichen Ausgestaltung der erschaffenen Welt. Während beispielsweise kalte Metropolen, fliegende Autos und Strahlenwaffen zur Standardausstattung von Science-Fiction-Geschichten gehören, sind es gerade die vielen Details, die dem präsentierten Szenario sein Leben einhauchen. Und hier punktet Miriam Pharo. Wenn sich die Protagonisten mit ihrem iPad5 beschäftigen und HotBeer oder Chianti Nouveau aus der IceBar trinken oder über das immer noch erhaltene Kopfsteinpflaster in Venedig staunen, lassen sich die kreativen Stunden am Reißbrett erahnen. Die Kulissen dominieren das Geschehen, die eigentliche Handlung wirkt zuweilen belustigend beiläufig. Der Roman gibt sich als ein Wimmelbild, das vom Leser viel Aufmerksamkeit verlangt, um nur ja kein Detail zu versäumen. Fazit: Mit Präludium wird dem Leser ein als untypischer Science-Fiction-Krimi getarnter Reiseführer in die Hand gedrückt, der auf eine Tour durch die von der Autorin erschaffene Zukunftsvision einlädt und bei dem die Handlung als Bummelzug fungiert, der zuweilen anhält und die Umgebung bestaunen läßt.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks