Rezension zu "Re-Place – Ein tödlicher Unfall. Ein verlassener Ort. Eine unmögliche Entscheidung." von Mirjam Mous
Ich fand Cover und Buchbeschreibung sehr interessant und war direkt neugierig auf den Plot. Obwohl es ein Spannungsroman für Jugendliche ist, so sind die Themen doch recht allgemeingültig und auch für Erwachsene durchaus spannend. Und es trägt eigentlich erheblich zur Spannung bei, dass Melvin aufgrund seines Alters nur beschränkte Möglichkeiten besitzt und deswegen auf seinen Einfallsreichtum angewiesen ist. Ich habe bis zum Schluss mit ihm mitgefiebert.
Zum Inhalt: nach ihrem Umzug sind die Brüder Otis und Melvin einander die besten Freunde und haben im Urban Exploring ein gemeinsames Hobby gefunden. Als sie gerade auf dem Weg zum Jägerhaus, ihrem nächsten Lost Place, sind, verunglückt Otis tödlich. Und schnell wird klar, es war kein Unfall. Doch wer würde Otis töten wollen? Melvin geht der Sache selbst auf die Spur.
Ich fand Urban Exploring eine sehr coole und angemessene Ausgangssituation für die Handlung und glaube, dass das für viele ansprechend ist. Die Idee, dass dabei etwas gefunden wird, das das Schicksal aller für immer verändern könnte, ist ein spannendes Gedankenspiel und die Ereigniskette, die Melvin in Gang setzt, nimmt schnell unerwartete Züge an. Melvin muss im Verlauf der Handlung ein paar schwierige Entscheidungen treffen, die nicht nur die Grenzen der Moral ausloten, sondern auch die von Raum und Zeit. Nach dem Trial and Error-Prinzip lernt er, welche Konsequenzen sich aus seinem Handlung ergeben- ein bisschen habe ich mich dadurch an den Butterfly-Effekt erinnert gefühlt. Das Buch ist damit eine gelungene Mischung aus Coming-of-Age und Mystery.
Tatsächlich war ich überrascht, wie viel mehr noch hinter der Geschichte steckt, als sich auf den ersten Blick erkennen lässt und Melvin muss auf seiner Suche nach dem Mörder seines Bruders einsehen, dass viele Menschen nicht einfach nur gut oder schlecht sind, sondern dass es diverse Grauabstufungen des menschlichen Handelns gibt und dabei lernt er auch viel über sich selbst und seine Beziehung zu seinem Bruder. Die Handlung regt dazu an, darüber nachzudenken, wie man selbst in Melvins Situation reagieren würde, welche Entscheidungen man selbst treffen würde- ein wirklich spannendes Gedankenspiel, wenn man sich darauf einlässt.
Die Kapitel sind kurz und knackig geschrieben, dazwischen gibt es immer wieder die Logbucheinträge von Melvin, die auch dem Leser dabei helfen einen Überblick über die bisherigen Erkenntnisse zu behalten. Das Tempo der Geschichte ist gut angelegt und der Spannungsbogen wird konstant aufrechterhalten. Die Handlung ist nicht allzu komplex und hat mich gut unterhalten. Melvin ist ein authentischer und sympathischer Protagonist, dem man bei seinem Vorhaben Erfolg wünscht. Für mich ein gelungener Jugendroman.