Kommen wir gleich zum nächsten Buch, bei dem ich mich aufgrund guter Rezensionen zum Lesen habe verleiten lassen. Zudem wurde "Tokio" von Mo Hayder ja auch in der Presse recht hoch gelobt, was aber natürlich nichts bedeuten muss.
Zuallererst, hierum geht's: Ein unaussprechliches Geheimnis treibt die englische Studentin Grey nach Tokio: Hier hofft sie, den Schlüssel zu einer Tragödie zu finden, die sie seit Jahren verfolgt. Ein Filmausschnitt, der Gräueltaten japanischer Soldaten im chinesischen Nanking 1937 zeigt, soll die Lösung des Rätsels enthalten. Ihre Suche nach der Wahrheit führt Grey zu einem der mächtigsten und zugleich geheimnisvollsten Männer in Tokios Unterwelt - und in lange verschüttete Tiefen ihrer eigenen Seele…
Die Geschichte besteht aus zwei parallelen Handlungssträngen und beinhaltet die nicht unüblichen Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Speziell die Tagebuchpassagen fand ich hierbei wirklich sehr interessant. Hierbei handelte es sich um die in Nanking verübten Kriegsverbrechen der japanischen Armee an China.
Die Charaktere der Geschichte waren aber leider ziemlich unglaubwürdig dargestellt, vor allem die wirklich schräge Darstellung der Hauptprotagonistin, hat mir persönlich so garnicht zugesagt.
Je weiter die langatmige Story voranschritt, umso mehr habe ich auf die bisher fehlende Spannung gehofft - leider vergeblich! Der von mir heiß ersehnte Höhepunkt, wollte sich einfach nicht einstellen und ja, das klingt jetzt wirklich irgendwie komisch. Somit verflog die Hoffnung, dass sich das Buch nach einem bestimmten Knackpunkt flüssiger lesen lassen würde. Die Geschichte plätscherte weiter vor sich hin und nahm schlicht und einfach keine Fahrt auf. Die immer wiederkehrenden (plumpen) Sexpassagen hätte man sich zudem, meiner Meinung nach, auch sparen können.
Ihr könnt es euch wahrscheinlich schon denken, für mich hat sich die schleppende Handlung und allgemein das Lesen dieses Buches, gezogen wie zäher Kaugummi.
Wirklich schade um die interessante und zugleich tragische Thematik. Historisches wurde hier lediglich von weitem betrachtet. Man muss bedenken, die Anzahl der tatsächlichen Opfer ist bis heute umstritten. Die damaligen Invasionstruppen verfielen in einen regelrechten Blutrausch, der über mehrere Monate anhielt. Was diese ansonsten disziplinierte Armee zu diesem Verhalten getrieben hat, ist und bleibt eine viel diskutierte Frage.
Historische Geschichte kann sich wandeln wie ein Chamäleon, wir werden ständig daran erinnert, dass sie von den Siegern geschrieben wird, doch umgeschrieben wird Geschichte von vielen anderen Gruppen... An sich finde ich es einfach nur wahnsinnig schlimm, dass es solche Gräueltaten wirklich gegeben hat. Das Buch selbst hat aber nicht meinen Erwartungen entsprochen, so ehrlich muss ich sein.