Rezension
Wortklaubervor 12 Jahren
Der 4. Jack Caffery, und damit Nachfolger von „Ritualmord“, spielt wieder in Bristol. Polizeitaucherin Flea Marley ist genauso wie der Walking Man wieder mit von der Partie. Und auch ein afrikanisches Sagenwesen, der Tokoloshe, hat es mit in den Folgeroman geschafft. Die Handlung knüpft unmittelbar an das Ende von „Ritualmord“ an, weshalb man den Eindruck gewinnen könnte, der Verlag hätte einen überlangen Roman aus Vermarktungsüberlegungen einfach in zwei Bücher geteilt. In „Ritualmord“ findet Flea Marley eine Hand, in „Haut“ ist es eine komplette Leiche – im Kofferraum ihres Wagens. Während sie eigentlich damit befasst sein sollte, zusammen mit Caffery an verschiedenen vermeintlichen Selbstmordfällen zu arbeiten, hat sie mehr damit zu tun, sich eben dieser Leiche zu entledigen. Das Ende des Romans wirkt konstruiert. Der Mörder – ja, die Selbstmorde waren dann doch Morde – erscheint wie das vom Zauberkünstler aus dem Hut gezogene Kaninchen. Durch den dramaturgischen Aufbau des Romans hatte man keine Gelegenheit, ihn so kennenzulernen, dass er irgendwie interessant würde. Und Caffery stolpert mehr zufällig über Lösungen und wird schließlich auch Zeuge von Flea Marleys persönlichen Verwicklungen – was er aber fein für sich behält. Auch in der angedeuteten Beziehung zwischen den beiden geht es nicht voran. Mo Hayder bringt es zwar fertig, ihre Leser manchmal ziemlich kalt zu erwischen. In „Ritualmord“ war es der Twist in der Geschichte um Cafferys Bruder, in „Haut“ erzählt sie von der schwierigen Beziehung von Flea Marley zu ihrem Bruder. Diese zwischenmenschlichen Abgründe, moralischen Verwicklungen und Dramen bleiben mir im Gedächtnis, auch wenn es dieser Roman wahrscheinlich nicht tut. Auch gibt es wieder eine Nebenfigur mit Profil. Trotzdem: Die beiden ersten Romane der Reihe („Der Vogelmann“ und „Die Behandlung“) haben mir sehr gut gefallen. Ab dem 3. fällt die Reihe leider - bisher - deutlich ab.