Cover des Buches Das Guantanamo-Tagebuch (ISBN: 9783608503302)
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Rezension zu Das Guantanamo-Tagebuch von Mohamedou Ould Slahi

Das Gesetz des Kriegs ist brutal

von eskimo81 vor 9 Jahren

Rezension

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eskimo81vor 9 Jahren

Mohamedou Ould Slahi schreibt ein Tagebuch über seine "Hölle" in Guantanamo. Er ist einer der Hauptverdächtigen des 11. Septembers

Ein Bericht aus der Hölle von Guantanamo: Authentisch und schockierend (Zitat vom Rückentext)

Eine sehr lange Erklärung vom Herausgeber (über 50 Seiten) führt den Leser an das Heran, was ihn erwartet. Ein Tagebuch mit über 2600 geschwärzten Stellen.

Man hört vieles über und von Guantanamo. Vieles liest man ungläubig und denkt, nein, das kann nicht sein, typisch Presse.

Als ich das Buch per Zufall sah, dachte ich, mal die andere Seite zu sehen / darüber zu lesen, gibt sicherlich einen anderen Blickwinkel. Man kann es aus beiden Perspektiven beurteilen.

Ich hatte ein Tagebuch erwartet - wie es der Titel sagt - Das Guantanamo Tagebuch

Umso mehr staunte ich, dass man sehr schnell merkte, Herr Slahi versucht wohl sein Erleben auf Papier zu bringen, er schreibt aber auch klar so, dass es geplant war, dies zu veröffentlichen. Umso mehr schockierte mich dann, wie er immer und immer wieder erwähnte, dass er mit IKRK Menschen nicht über seine Folter-Erlebnisse sprechen wollte, weil er nichts provozieren wollte und gleichzeitig plant er aber die Veröffentlichung seines Aufenthalts. Auch spricht er immer mal wieder den Leser direkt an. Das hat mich dann doch sehr verwirrt. Wenn ich ein Tagebuch schreibe, oder ein solches lese, erwarte ich eine Aufzählung, eine Ich-Geschichte, ja, so wie man ein Tagebuch kennt.

Auch habe ich viel zu viele Ungereimtheiten gefunden, die mich wirklich zweifeln lassen, ob das Buch wirklich so viel Wahrheit enthält... Es ist mir schon bewusst, dass der Herausgeber nie mit dem Autor Kontakt hatte, dass das, das ganze Buchprojekt erschwert, auch dachte ich erst, es hängt vielleicht mit der Übersetzung zusammen... Aber Herr Slahi hat auf Englisch geschrieben, so viel kann also mit der Übersetzung nicht passiert sein.

Und dann die Geschichte an und für sich. Herr Slahi schreibt, als ob er das ganze nicht selber erlebt hat. Für mich kam es so emotionslos rüber, so, kalt, gefühllos. Wenn ein Mensch gefoltert wird, in der Art und Weise, wie er das schreibt, dann denke ich, dass ein Mensch leidet, und das merkt man an einer solchen Person an. Wenn diese Person darüber ein Tagebuch schreibt, bin ich einfach überzeugt, dass man das spürt / spüren müsste.

Es ist mir schon klar, dass nicht alles korrekt ist, was in Guantanamo abläuft, das sagt schon mein logisches Denken und die immer wiederkehrenden Informationen. Auch die geschwärzten Stellen zeigen ja, dass vermutlich Amerika etwas zu verheimlichen hat, sonst würde ein solches Buch nicht zensiert - aber irgendwie, authentisch finde ich anders.

Nach dem lesen von diesem Buch habe ich noch viel mehr Fragen. Sicherlich ist eine psychische und eine körperliche Folge nicht menschlich, aber man muss sich auch bewusst sein, dass man davon ausgeht, dass die inhaftierten Terroristen sind. Eine gewisse Strenge ist sicherlich von Nöten.

Ich kann nun aber nicht sagen, dass meine Fragen bezüglich Guantanamo wirklich geklärt werden konnten, im Gegenteil, es hat so viele Fragen aufgeworfen, dass ich irgendwie enttäuscht bin. Enttäuscht, dass es kein Tagebuch, sondern eher eine Hetzjagd ist, enttäuscht, ach über so vieles...

Fazit: Für mich eine interessante Lektüre, die Anreiz gibt, sich noch mehr zu informieren. Mir fehlen aber definitiv die Gefühle, viele unlogische / unstimmige Geschichten, die mich zweifeln lassen, wie wahr das ganze ist - und für mich ist es definitiv kein Tagebuch.

Ob wir jemals die Wahrheit erfahren werden?

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