Dieses Setting ist schon mal sehr skurril. Die Protagonisten sind es nicht minder. Da ist Momo, der Antiheld, der seinen Bruder verloren hat und seine Familie, die jeweils auf ihre eigene Art darüber trauern. Irgendwie hat sein Verschwinden etwas mit dem Hangar und der Anwesenheit der Amerikaner zu tun. Da kein Leichnam vorhanden ist, kann die Familie nicht mit dem Todesfall abschließen.
Eine Psychologin erhebt eine Untersuchung darüber, wie sich Bomben und Tod und Flucht auf die Psyche junger „muslimischer Teenager“ auswirken. Die Psychologin wird von niemandem ernst genommen und ist als Lady Flowerbody unterwegs, auf sie projiizieren sich die sexuellen Träume aller Männer.
Ein Hund, Mutt, ist trauriger Beobachter und berichtet von seinen Leuten und wie schlecht er behandelt wird. Im Prinzip ist trotz gelegentlicher Versorgung des Camps mit Carepaketen aus der Luft, jeder Institution die Existenz dieses Camps wurschtegal. Die Lage ist extrem hoffnungslos.
Mohammed Hanifs Roman wirkt zynisch und soll wohl Krieg und seine Folgen ad absurdum führen. Manchmal sind seine Betrachtungen wirklich klug, aber lustig sind sie nicht, der Zynismus wird niemals überwunden, jede Aktion führt weiter ins Absurde.
Hanifs Protagonisten handeln irreal. Keiner konnte mich begeistern, nicht der Hund, nicht der abgestürzte Pilot, nicht die Familie von Momo, nicht der Doktor, nicht die Psychologin. Man bekommt keinen richtig zu fassen.
Es ist und bleibt ein surrealistisches Gemälde, was Hanif ins Buch malt. Eben die Sinnlosigkeit an und für sich. Der Roman hat auch leider Längen und die Handlung kann mich nicht fesseln, aber am Nachteiligsten erscheint mir die Nebelhaftigkeit des Ganzen: ich verstehe dieses Buch nicht.
Fazit: Zynische, durchaus kluge Betrachtungen über die Sinnlosigkeit von Krieg und seinen Folgen: alle Handlungen und Gedanken führen, insoweit logisch, ins Absurde. Vielleicht das richtige Buch für die Longlist 2019 des Deutschen Buchpreises. Wenn es dort landet, lese ich mit Begeisterung erläuternde Rezensionen.
Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
Hoffmann und Campe, 2019