Rezension zu "So wirst du stinkreich im boomenden Asien" von Mohsin Hamid
.. auch nicht im boomenden Asien.
Der Roman ist auf der einen Seite eine Art Ratgeber, auf der anderen eine die genannten Ratschläge scheinbar bestätigende Lebensgeschichte eines namenlosen Mannes, der als Junge aus einem ärmlichen Dorf mit seinen Eltern in die Metropole zieht, Schulbildung genießen darf, sich einige Jahre mit Gelegenheitsjobs durchschlägt und dann Schritt für Schritt zum reichen Unternehmer wird. Dazu bedarf es einer gewissen Korruption, Skrupellosigkeit und auch Glück. Doch das private geht nicht mit dem beruflichen Erfolg im Gleichklang. So wird der Mann zwar stinkreich, aber nicht zwingend zufrieden --
Wir begleiten als Zuhörer diesen Mann sozusagen durch sein ganzes Leben, natürlich mit größeren Lücken. Die Stadt, in der er die meiste Zeit seines Lebens weilt, wird nicht näher benannt. Auch die Zeit ist nicht näher eingegrenzt. Manche Indizien sprechen dafür, dass seine letzten Lebensjahre sogar ein Stück in der Zukunft spielen. Eine große Konstante gibt es in seinem Dasein: das hübsche Mädchen. Nach der ersten Begegnung kommt er emotional nie wieder von ihr los, die Umstände sprechen aber sehr lange dagegen, dass er mit ihr im Leben glücklich werden kann.
Mohsin Hamid nutzt phasenweise schon einen ungewöhnlichen Schreibstil, doch meist plastisch und detailliert. Es gelangt dem Handlungsverlauf, dass ich am Schicksal dieses fiktiven Mannes teilnahm und mir so manche Frage über das eigene Dasein zu stellen anfing. Vielleicht ist das Ganze ja durchaus ironisch gemeint und es geht vordergründig eigentlich gar nicht ums Reichwerden? Mich wusste die Geschichte jedenfalls zu fesseln und mitzuziehen.
Es liest Jörg Pohl und das macht er meiner Meinung nach auch gut. Seiner Stimme ist angenehm zuzuhören.
4 CDs mit knapp 5 Stunden, es handelt sich um eine ungekürzte Lesung.
Fazit: Eine Art Lebensratgeber, aber eigentlich die Geschichte einer fast verpassten Liebe.