Cover des Buches Nette Mädchen beißen nicht (ISBN: 9783802583384)
Rezension zu Nette Mädchen beißen nicht von Molly Harper

Rezension zu "Nette Mädchen beißen nicht" von Molly Harper

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
(Rezension von Shiku) Jane Jameson ist Bibliothekarin mit Leib und Seele und umso härter trifft es sie, als ihre Chefin sie feuert und durch deren Stieftochter zu ersetzt, die ein erschreckendes Talent dafür besitzt, alles Mögliche in Flammen aufgehen zu lassen. Um den Schmerz zu lindern, begibt sich Janes in eine Bar, trinkt, was der Barkeeper ihr gibt und trifft auf den attraktiven Gabriel Nightengale. Erst ist er nur ein interessanter Mann, später jedoch viel mehr: Nämlich nachdem Janes Auto auf dem Weg nach Hause stehen blieb, sie am Waldrand entlang lief, von einem betrunkenen Autofahrer für einen Hirsch gehalten und angeschossen und von Gabriel dann gerettet wurde, indem er sie in einen Vampir verwandelte. Das wirft ihr Leben natürlich vollkommen über den Haufen - was kann sie jetzt essen, was trinken? Darf sie nie wieder ins Sonnenlicht? Wie verrät sie das ihren Eltern? Und wieso zum Henker will man ihr einen Mord andrehen und was kann man dagegen tun? Lesen kann man viel, es dann selbst zu erleben ist jedoch was ganz anderes ... Zum Glück steht ihr ihr Erzeuger bei und auch andere Vampire und Vampirfreunde haben Interesse an der quirligen Untoten - fragt sich nur, ob das immer auch von Vorteil ist! "Nette Mädchen beißen nicht" überzeugt vor allem durch seinen Humor beziehungsweise den Sarkasmus von Jane, die damit wohl jede wie auch immer geartete Lebenssituation in eine Lachnummer verwandeln würde. Die charmante Bibliothekarin wird sofort ins Herz geschlossen, von der ersten Seite an geht es gar nicht anders, als für sie Partei zu ergreifen und mit ihr mitzufiebern. Molly Harper hat mit ihr eine wunderbare Protagonistin geschaffen, die zwischen den anderen hervorsticht, wenngleich auch andere Charaktere mehr als einen Blick wert sind. Da wären neben dem bereits genannten Gabriel der Vampir Dick, der Jane mit zweideutigen Anrufen beehrt, wenn er ihr nicht aus der Patsche hilft oder Andrea, eine Art Blutreserve auf zwei schlanken Beinen. Aber auch Janes verstorbene Großtante Jettie, ihr bester Freund Zeb, sogar Janes hässlicher, aber liebenswerter Hund und und und. Nicht alle davon sind sympathisch – um ihre Familie ist Jane alles andere als zu beneiden – und keiner von ihnen erlangt wirkliche Tiefe, wenngleich sie keine Namen auf Papier bleiben. Der einzige wirklich beständige Charakter ist Jane, alle anderen kommen immer mal wieder vor, aber nie so, dass man sie als Konstante betrachten könnte. Auch die Anfänge der Beziehungen kommen meist sehr plötzlich und scheinen auf einmal festgelegt zu sein, ohne dass es dafür irgendeine Grundlage gibt. Glücklicherweise renkt sich nach einigen Auftritten aber alles ein und dem Ganzen wird wieder ein Hauch von Natürlichkeit beigefügt, so dass den Lachern nichts mehr im Wege steht. Bei Charakteren, die schon zuvor Janes Leben beherrschten, ist dies logischerweise kein Problem, immerhin ist die Beziehung tatsächlich schon längst festgelegt, demnach werden die Dinge nicht immer überstürzt. Der Leser kann sich folglich auf die verschiedenen Persönlichkeiten einlassen, zumindest bis zu dem Grad, in dem sie präsentiert werden. Dabei bietet sich von einer aufgeweckten Werwolf-Lady über eine pinksüchtige Vampirmaklerin bis zum ziemlich lebendigen Geist der verstorbenen Großtante so einiges von dem, was es überhaupt zu bieten gibt und sorgt für ordentliche Abwechslung. Dabei beruft sich Molly Harper nicht auf die gängigen Klischees, sondern bringt Abwechslung und Kreativität hinein, was besonders erfreulich ist. Es gibt kein simples Gut oder Böse - höchstens Sympathisch und Unsympathisch und so soll es ja auch sein. Allerdings ist die Handlung ebenso wie die Charaktereinführung manchmal sehr plötzlich, fast zusammenhangslos, was jedoch nicht allzu oft vorkommt. Eher wird die eigentliche Ernsthaftigkeit der Situation durch Janes sarkastische Art vollkommen zunichte gemacht, was keineswegs etwas Schlechtes ist. Szenen werden einfach abgeschwächt und noch der übelste Kampf wird zu einer ungemein amüsanten Angelegenheit, die gut und gerne mehrmals nachgelesen werden kann – selbst dann wird es nicht langweilig. Die Handlung erfüllt den Zweck, für den sie kreiert wurde bestens: nämlich zu unterhalten. Daran gibt es nichts zu rütteln und zu machen. Das Einzige, was einen tatsächlichen Mangel darstellt, ist der erst spät erkennbare rote Faden. Lange Zeit passiert irgendetwas, das zwar zweifellos eine unabdingbare Folge von Janes neuer Lebenssituation ist, aber in keinem richtigen Kontext steht. Erst nach und nach kristallisiert sich etwas wie ein großer Zusammenhang heraus, der am Ende dann auch begriffen werden kann. Bis dahin taucht aber immer wieder neben dem Lachen auch die Frage auf, wohin das Ganze denn eigentlich führen soll, was nicht stört, aber die Stimmung dämpft. Trotzdem: „Nette Mädchen beißen nicht“ ist wahrlich kein spannendes Buch, aber ein verdammt unterhaltsames. Neben Janes spitzen Bemerkungen liefern Auszüge aus einem „Leitfaden für frischgebackene Untote“ am Anfang jedes Kapitels fast neutralen Boden, damit Jane gleich darauf das Ganze wieder auflockern kann. Ein Gag folgt dem nächsten, ist eine absurde Situation überstanden, fackelt die nächste nicht lange rum. Mit dem richtigen Humor ist Janes Geschichte viel zu schnell vorüber, und dennoch mehr als nur befriedigend. Das Buch darf wirklich nicht zu ernst genommen werden – das würde den ganzen Lesegenuss verderben, denn eine wirklich logische Handlung mit Tiefe kann hier lange gesucht werden. "Nette Mädchen beißen nicht" überzeugt und fasziniert vielmehr durch die unterhaltsame Art und Weise, in der das Buch dargeboten wird. Wer nach einer leichten Lektüre zum Aufheitern und wieder Lachenlernen sucht, ist mit diesem Band bestens ausgerüstet!
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