Rezension zu "Tuesday Nights in 1980" von Molly Prentiss
Eigentlich drei Geschichten, zumindest Perspektiven, nimmt Molly Prentiss in ihrem lebendigen, farbenprächtigen und temporeichen Roman ein.
Zentral dabei ist der Blick auf die Kunstszene in New York, beginnend bei der Jahreswende 1980. Zeit für ihre Personen nimmt sich Prentiss dabei und komponiert einerseits viel Raum für die jeweiligen Personen, in dem sie dennoch teils wie sich selbst überholend Worte im Stakkato zu setzen vermag,
Vor allem in jenen Passagen, in denen Sie eher wie in einem Tagebuch Lebensgeschichten vor die Augen führt.
Perspektiven einerseits jener, die an der Kunst interessiert sein. Sei es als „Snob“, als „Mäzenin“, wie jene „Dame des Hauses“, bei der die Silvesterparty stattfindet und die eine „Nase“ dafür hat, aus wem sie etwas machen kann. Zumindest für den eigenen Ruf.
„Portraits sind wirklich tot. Die Leute halten sie für altmodisch, langweilig. Wir haben uns vom Realismus verabschiedet und sind beim Metarealismus. Wir sind bei „Nichts als Etwas“
Was Engales einen Schlag versetzt. Denn wie ein Besessener malt und malt er in dem besetzten Haus.
„Aber zum Teufel. Ich finde sie hinreißend“.
Hat es sich doch gelohnt, die Galeristin ins Haus zu locken, auch wenn die erotische Seite aufgrund der sexuellen Orientierung der Frau zu kurz kommen wird.
Und einige Stunden später die aufgedonnerte Mäzenin Engales unter ihre Fittiche zu nehmen gedenkt.
Während hier Prentiss den Fokus auf den Schaffensprozess lenkt in der Figur des Argentiniers Engales, setzt sie zuvor den Kritiker in Szene. Mit seiner ganz besonderen Begabung, Farben sehen, riechen, schmecken zu können, dem konkreten Blick auf den Kern eines Kunstwerks. Angesehen, Titelseiten bringen seine Kritiken. Doch materiell ist das alles nicht einfach, denn er kann nicht anders, als sein Geld immer wieder in Kunst zu investieren und würde sich nie von einem seiner Exponate trennen.
Zum Leidwesen seiner Frau, in guter Hoffnung in dieser Jahreswechselnacht.
„Das wird unser Jahr“, davon sind beide überzeugt. Und täuschen sich doch sehr.
Während Engales Schwester, noch in Argentinien, es wagt, in der Unordnung des Staates und trotz ihres kleinen Sohnes mutig politisch aktiv zu werden. Im Untergrund. Auf sich gestellt.
Wie dann der Junge nach New York gerät, die um sich kreisende und mit sich beschäftigte Kunstszene mit der harten Realität brutaler Verfolgung konfrontiert und damit die Protagonisten herausfordert und vor Entscheidungen stellt, das alles erzählt Prentiss lebendig und energiegeladen.
Wo Hoffnungen zerstäuben, unsanft gelandet wird, Auswege gesucht werden.
Was im Mittelteil des Werkes, trotz auch dort teils atemloser Sprache, nicht immer ganz glaubwürdig wirkt und einen Tick auch hier und da zu lang gerät.
Dennoch gelingt es Prentiss im Kern, das Schaffen und Wesen von Kunst, das Umkreisen derselben von außen als Kritiker dem Leser emotional nahezubringen und zugleich den Faden der Zerbrechlichkeit dieser „kleinen Welten“ durch persönliche Schicksale und die große Politik immer präsent zu halten. Und, wie nebenbei, ein lebhaftes, treffendes Portrait New Yorks jener Zeit mit auf den Weg zu bringen.