Cover des Buches Save Me (ISBN: 9783736305564)
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Rezension zu Save Me von Mona Kasten

Eine nette, solide Unterhaltung für Young Adult-Fans

von Narr vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eher Young Adult als, wie angegeben, New Adult, daher hatte ich etwas andere Erwartungen. Aber immer noch ziemlich gut. :)

Rezension

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Narrvor 6 Jahren
Mona Kasten habe ich durch ihre Again-Reihe kennen gelernt. Ihr Stil gefiel mir, die Art, wie sie ihre Charaktere mit ihren Problemen konfrontierte und umgehen ließ. Als die neue Trilogie, beginnend mit Save Me, angekündigt wurde, war mir klar, dass ich den ersten Band lesen müsste.

Die Grundsituation erinnerte mich sehr an die Zeit, die Rory aus der Serie Gilmore Girls an der Eliteschule Chilton verbrachte: normales Mädchen hat kein Interesse daran, auf dem Radar der Reichen und Schönen zu erscheinen, sondern strebt nur einen ruhigen Schulalltag und einen guten Abschluss an. Durch diverse Umstände gerät sie dann doch ins Scheinwerferlicht und hat damit zu kämpfen, findet aber auch Gefallen an der Aufmerksamkeit dieses einen Kerls, der vielleicht doch nicht so durchtrieben und oberflächlich ist, wie er zu sein scheint. Dieses Setting hat Mona Kasten auch sehr gut eingefangen; ich hatte (vielleicht auch, weil ich die Gilmore Girls ständig vor meinem inneren Auge hatte) eine gute Vorstellung davon, wie die Maxton Hall aussehen könnte und was für Menschen da so herumlaufen würden. Auch der Name Ruby erinnert sehr an Rory – ob das wohl Absicht war? Mein Kopfkino wurde dadurch jedenfalls angekurbelt.

Ich hatte allerdings besonders am Anfang ein großes Problem mit dem Alter der Protagonisten. Das Buch wird auf der Verlagshomepage dem Genre New Adult zugeordnet. Für mich gehören in dieses Genre jedoch hauptsächlich Romane, deren Protagonisten in den (frühen) Zwanzigern sind. Wenn die Hauptfiguren zwischen 15 und 18, vielleicht 19 Jahre alt sind, würde ich eher Young Adult darüber schreiben. Diese Genreeinordnung und die Bezeichnung der Maxton Hall als College, nicht als Schule oder High School (was in Großbritannien durchaus üblich ist, ich aber nicht wusste), hatten dazu geführt, dass ich mit einer anderen Geschichte gerechnet hatte. Ich hatte reifere Charaktere und weniger Rollenklischees erwartet, vor allem aber ein Setting an einer Universität oder einem Community College. Stattdessen wurde ich in den ersten Kapiteln mit Naivität und teilweise anstrengendem Teenagerdrama konfrontiert und war ziemlich enttäuscht. Mit der Zeit werden entweder die Figuren erträglicher oder ich habe mich daran gewöhnt; es hat jedenfalls ein paar Kapitel gedauert, bis mir Save Me gefallen hat.

Grundsätzlich finde ich Ruby und James als Protagonisten okay. Sie stechen jetzt nicht besonders aus der Masse an Contemporary-Charakteren hervor, über die ich in den letzten Jahren lesen durfte. Ich finde, besonders Ruby ist noch ziemlich farblos geblieben. Über James erfährt man im Lauf der Geschichte mehr, da Ruby ihn ja nach und nach kennen lernt; doch Rubys Geschichte bleibt, wenn sie auch angesprochen wird, noch recht flach. Das erschwert es natürlich, ihre Entscheidungen nachzuvollziehen und sie als Hauptcharakter zu verstehen, von einer Identifizierung ganz zu schweigen. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Bänden hieran noch etwas ändert, denn im Moment verfolge ich zwar mit mäßigem Interesse die Liebesgeschichte dieser beiden, richtig begeistern kann ich mich dafür jedoch nicht.
Stattdessen fiebere ich mit der sich eventuell anbahnenden Beziehung zweier Nebenfiguren mit, die ich beide bei ihrem jeweils ersten Auftritt ins Herz geschlossen habe. Ich hatte direkt gehofft, dass sich da etwas entwickelt und bin momentan davon überzeugt, dass diese Liebesgeschichte viel interessanter ist als die von Ruby und James – wobei ich zugeben muss, dass James Vorgeschichte schon nicht schlecht ist. Ich wünsche mir, dass in den Folgebänden ein bisschen mehr über die Protagonisten ans Licht kommt. Allerdings frage ich mich auch jetzt beim Tippen dieser Rezension, womit die Autorin noch zwei Bände füllen möchte. Ja, der Cliffhanger am Ende war gut und ich bin neugierig, wie es weiter geht. Doch ich fürchte auch, dass der zweite Band der typische Lückenfüller einer Trilogie werden könnte. Ich hoffe sehr, dass ich mit dieser Vermutung falsch liege, doch meine Erfahrung sagt mir etwas anderes. Gerade bei Young Adult-Trilogien empfinde ich den zweiten Band oft als sehr schwach.

Ich finde die Liebe von Ruby und James, die ja im Fokus steht, nicht schlecht. Es nervt zwar, dass Ruby, die eifrige Streberin, die partout nichts mit den gemeinen, leichtlebigen Schnöseln zu tun haben will, etwas wankelmütig erscheint und sich dann doch dem reichen Jungen hingibt, der selbstverständlich eine miese Vergangenheit hat, wodurch sein blödes Verhalten am Anfang entschuldigt werden kann (in Rubys Augen, nicht meinen); dass das Mädchen sich selbst für durchschnittlich, den Kerl aber für unwiderstehlich attraktiv hält (und er sich selbst natürlich auch) und dass die Klischees der fiesen reichen Eltern mit ganz speziellen Vorstellungen für ihre Kinder, der glücklich verliebten Eltern mit wesentlich weniger Einkommen und der Probleme, die sich unabhängig vom Geld in beiden Familien wiederfinden lassen, auch hier nicht fehlen. Diese Dinge stören mich, da sie sich in diesem Roman häufen. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Klischees, aber es sind hier einfach zu viele. Doch ich schweife ab: Rubys und James’ Romanze ist in Ordnung, in meinen Augen aber nichts besonderes. Dennoch ist es unterhaltsam, der Handlung zu folgen und ich habe ein paar schöne Stunden mit Save Me verbracht. An ein, zwei Stellen kullerten sogar die Tränen …

Ich finde es schade, dass die Playlist ein bisschen versteckt in der vorderen Klappe zu finden ist; hätte man sie auf eine eigene Seite gedruckt, wäre sie schwerer zu übersehen. Es stehen auch einige tolle Songs darauf und meiner Meinung nach lohnt es sich, mal reinzuhören. (Ich finde den aktuellen Trend, eine Playlist für ein Buch zu basteln, übrigens toll. Das ist eine schöne Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und dabei die Geschichte zu „vertonen“.) Was sich mir außerdem nicht erklärt, ist der Titel Save Me. Da die folgenden Titel (Save You, Save Us) aber demselben Muster folgen, nehme ich an, er ergibt spätestens nach dem Lesen des letzten Bandes Sinn. Gut gefällt mir die dezent am oberen Buchrücken platzierte Reihennummer, die mir erst beim dritten oder vierten Blick auffiel. Die einzelnen Bände der Reihe sehen sich (abgesehen von leicht unterschiedlichen Farbnuancen) ziemlich ähnlich und durch diese Nummerierung, die zudem absolut nicht das Gesamtbild stört, ist schnell zu erkennen, welches Buch man vor sich hat.

Eine nette, solide Unterhaltung für Young Adult-Fans, die sich mit Freuden an die Gilmore Girls erinnern und gern einen eigenen Logan hätten. Hoffentlich gibt es im nächsten Band ein bisschen mehr Tiefgang und Reife.
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