Cover des Buches Das hat alles nichts mit mir zu tun (ISBN: 9783518465479)
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Rezension zu Das hat alles nichts mit mir zu tun von Monica Sabolo

Sehr ehrliche und persönliche Analyse des eigenen Beziehungsverhaltens

von Wortwelten vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Melancholische, unterhaltsame und ehrliche Analyse einer Beziehung und deren Ende und der Ursachen des eigenen Verhaltens in Liebesdingen.

Rezension

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Wortweltenvor 10 Jahren
Es ist klein, handlich und ungewöhnlich schwer, dieses Büchlein, die Seiten verpackt in dickem, unverklebtem Karton mit geprägten Buchstaben, die aussehen wie ausgemalt. Eine Liebesinventur, so lautet der Untertitel. Doch was soll das nun wieder sein?

Zunächst einmal: Am besten beginnt man dieses Buch ohne Erwartungen. Denn wenn man, beispielsweise, damit rechnet, einen Liebesroman zu lesen, wird man unweigerlich enttäuscht. Schon der Begriff „Roman“ schrammt wohl irgendwie an dem vorbei, was der Text, oder besser: die Texte, beinhaltet. Das merkt man bereits nach den ersten paar Seiten, auf denen man E-Mails der Protagonistin MS an eine Freundin liest und kurze Absätze, die wie stichpunktartige Auszüge aus einem Tagebuch wirken. Dazu sieht man sich die Skizze eines Büroraumes an und Fotos von Feuerzeugen. Wenn man auf diesen ersten Seiten bereits denkt: Was soll das denn jetzt?, hat man im Prinzip schon gegen dieses Buch verloren, denn es liefert einem keine Geschichte. Zumindest keine ausformulierte. Was es uns liefert, sind Bruchstücke aus dem Beginn und dem Ende einer Beziehung, Bruchstücke aus dem Leben der Protagonistin, die sehr viel mit der Frage zusammenhängen, wie sehr einen die Eltern und Kindheitserlebnisse prägen, vor allem, was das eigene Beziehungsverhalten anbelangt. Manche Bruchstücke wirken nahezu naiv, zum Beispiel, wenn MS einen Brief an einen toten Autor schreibt in der Hoffnung, dadurch den Mann, den sie liebt, besser verstehen zu können. Naiv und auch humorvoll. Andere Passagen bergen philosophische Aspekte, wieder andere decken MS' Kindheit auf, eine Kindheit, die einige Risse und Schatten enthält.

Anfangs erscheint das Leben wie ein großes Fest, aber ehe man sich's versieht, erlischt es in einem lautlosen Todeskampf. (S. 71)

Alles in allem hatte ich den Eindruck, ein collageartiges Tagebuch zu lesen, das nicht nur die Auseinandersetzung mit einer gescheiterten Beziehung beinhaltet, sondern vielmehr eine grundlegende Analyse des eigenen Verhaltens in Bezug auf Beziehungen, eine Erforschung der Ursachen und Folgen, der eigenen Schwächen. Dadurch wirkt es sehr persönlich und die Abkürzung MS als Bezeichnung für die Protagonistin besteht auch nicht zufällig aus den Initialen der Autorin. Die unterschiedlichen Textsorten deuten immer nur an, sie sind Puzzleteile, die sich der Leser selbst zu einer Geschichte zusammenlegen muss. Dadurch bleibt er aber auch immer außen vor und eine gewisse Distanz zwischen ihm und dem Inhalt des Buches gewahrt, und an manchen Stellen hätte dem Buch ein bisschen mehr Tiefe gut getan. Dennoch: Leichte Unterhaltung für zwischendurch ist es definitiv nicht, sondern vielmehr eine sehr persönliche, aber auch sehr ungewöhnliche Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe und Beziehungsverhalten.
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