Rezension zu "November" von Gustave Flaubert
Flauberts Frühwerk ist eine Hommage an die Jugend: Es ist die Zeit, in der man „(...) den unbestimmten Wunsch nach etwas Strahlendem, was (man) nicht in Worte fassen noch in Gedanken festhalten konnte, nach dem (man) aber ein unablässiges Sehnen empfand.“ (S. 8 der Goldmann-Ausgabe, 1973) Die Jugend, noch weitgehend frei von negativen Eindrücken, grundsätzlich optimistisch dem Leben entgegentretend; erst in der Rückschau, am Ende des Lebens sieht man, mit welchem Optimismus man damals die Welt betreten hat und was bzw. wie wenig nur sich hat hiervon realisieren lassen. November ist romantisch, ein wenig wie Rilkes Malte, aber bei weitem besser – angenehmer – zu lesen. Die Worte fließen, kommen ohne brachiale Sätze, ohne verschraubten Hintersinn. Ein bisschen erinnert mich der frühe Flaubert an Hermann Hesse, der mit ähnlich romantischen Worten die Welt und seine Empfindungen beschreibt. Zu lesen am Besten im Herbst, wenn man wie der Erzähler den Blättern beim Buntwerden zusieht und dabei über das Leben sinniert.