Cover des Buches Die Schwarze Witwe von Wien (ISBN: 9783839223031)
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Rezension zu Die Schwarze Witwe von Wien von Monika Buttler

Die wahre Geschichte der Elfriede Blauensteiner

von lesefreude_book vor 6 Jahren

Rezension

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lesefreude_bookvor 6 Jahren
„Die Schwarze Witwe von Wien: Die Morde der Elfriede Blauensteiner“ erzählt die wahre Geschichte der Elfriede Blauensteiner. Die Österreicherin wird von der Presse mit einer Schwarzen Witwe verglichen, da diese Spinnenart das Männchen nach der Trauung bzw. dem Geschlechtsakt einfach auffrisst.

1931 wird Elfriede in einem Wiener Arbeiterbezirk in ärmlichen Verhältnissen geboren. Es wird versucht Elfriedes Lebens in den Kontext der damaligen Zeit zu setzten. Somit liest man viele Ereignisse rund um die österreichische Geschichte. Diese werden jedoch alle nur kurz erwähnt ohne näher ins Detail zu gehen. Es ist notwendig sich im Vorhinein diesbezüglich Wissen anzueignen oder sich im Zuge des Buches immer wieder zusätzliche Quellen zu widmen. Nur so kann man das Gelesene vollumfänglich verstehen.

Hunger steht an der Tagesordnung. Mit psychischen Tricks (ob bewusst oder unbewusst) halten die Mutter und der Stiefvater die für Elfriede schädliche Beziehung aufrecht. Als es ihr endlich gelingt auszubrechen, schlittert Elfriede Blauensteiner mit ihrem ersten Mann in den nächsten katastrophalen Lebensabschnitt. Bis sie schließlich die Gelegenheit beim Schopf packt und ihren Mann hingebungsvoll pflegt. Zu Tode pflegt.

Selbst ist sich Elfriede keiner Schuld bewusst. Aufopferungsvoll ordnet sie ihr Leben der Pflege unter. Bewunderung und Anerkennung von außen für ihre Opferbereitschaft und ihre uneigennützign Hilfsleistungen sind ihr höchster Lohn. Auf perfide Weise wird deutlich welche Einschränkungen es mit sich bringt, wenn man zu sehr auf Bestätigung von Außen angewiesen ist.

Journalistisch gibt Monika Buttler das Leben der Elfriede Blauensteiner wieder. Mit diesem nüchternen Schreibstil bleiben Emotionen oder gar ein Hineinfühlen in die Protagonistin leider aus.

Aufgebaut ist das Buch um den fiktiven Journalisten Felix Moser, der für eine österreichische Boulevardzeitschrift eine ausführliche Reportage über „Die Schwarze Witwe von Wien“ schreiben soll. Die Sinnhaftigkeit diese Kunstkniffs erschließt sich mir bis zum Schluss nicht.

Felix liest diverse Vernehmungsprotokolle und die von Elfriede selbst verfassten Memoiren während diese bereits im Gefängnis sitzt. Es macht den Anschein, als wäre ein Großteil des Buches eine Zusammenfassung dieser Memoiren. Allerdings habe ich die Memoiren nicht selbst gelesen.

Die psychologischen Urteile aufgrund des Verhaltens von Elfriede werden direkt wiedergegeben und dabei auf die Gefühle oder Auswirkungen einzugehen. Ganz so als würde man in die gerichtlichen Unterlagen hineinschnuppern.

Felix Moser erscheint als Randfigur und reißt den Leser immer wieder aus dem ohnehin recht schwerfälligen Lesefluss, denn ich in dem reportageartigen Schreibstil begründet sehe. Denn eine Information alá Felix reibt sich die Augen und holt sich eine Tasse Kaffee, ist schlicht uninteressant und nicht relevant für die Geschehnisse an sich.

Wer mehr über das Leben und die Pflege bzw. Morde der Elfriede Blauensteiner erfahren will, ist mit „Die Schwarze Witwe von Wien“ gut beraten. Allerdings darf man sich keinen spannenden Kriminalroman erwarten. Viel mehr ist das Buch eine ausführliche Reportage über die rüstige Rentnerin, die vor Gericht nicht nur mit ihren Taten aufhorchen ließ, sondern mit ihrem auffälligen gepflegten Äußeren und ihren ständigen Berufungen auf Gott für Aufsehen sorgte.
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