Dieses Buch vereint sieben Kurzbiografien von Frauen in China. Dabei sind ihre Leben sehr unterschiedlich: Vom armen Bauernmädchen, das von den Eltern ungeliebt herumgestoßen wird bis zur erfolgreichen Unternehmerin ist alles dabei.
Sehr schön fand ich auch, dass zu jeder Frau ein Foto enthalten war, damit die Geschichte in Gesicht bekommt.
Die allerletzte Geschichte schildert das Leben der Mutter von Autorin Xiao Hui Wang und gibt als einzige auch Einblicke in das China vor Mao. Das war umso faszinierender, weil es zeigt, was durch die Diktatur alles zerstört wurde, was an Kultur und auch zwischenmenschlichen Werten verloren gegangen ist, aber auch die spezifischen Schattenseiten dieser Zeit.
Besonders schockierend war, wie roh die Menschen alle miteinander umgegangen sind. Da Liebe aber als burgeois verpönt ist und Mao-China von gesellschaftlicher Ächtung, Brutalität und Vergeltung sowie sozialer Ungerechtigkeit geprägt ist, versteht man auch, wie es dazu kommt. Wächst am im Westen in einer dysfunktionalen Familie auf, hinterlässt das bei dem Betreffenden meistens ein Trauma, aber da bestimmte Werte kulturell und gesellschaftlich verankert sind und in der eigenen Umgebung greifbar sind, kann man das noch eigenständig korrigieren, ggf. mit einer Therapie. Wächst man jedoch in Mao-China in einer dysfunktionalen Familie auf, verhält man sich selbst dysfunktional, weil genau das die Normalität geworden ist und werte wie Liebe, Zuneigung und Empathie auch in der Gesellschaft gar nicht mehr vorhanden sind. Die Vorstellung finde ich sehr gruselig.
Ich finde das Buch sehr empfehlenswert für alle, die ein Einsteigerbuch ins Thema suchen, aber auch für Interessierte, die bereits über Vorwissen verfügen. Auf jeden Fall eine Empfehlung!