Rezension zu "Wer hat Bambi getötet?" von Monika Fagerholm
Was mich an Monika Fagerholms Roman "Wer hat Bambi getöt?" vor allem begeistert, ist die Erzählkonstruktion, die sich gleichsam rückwärts auf den Nullpunkt im Leben der Täter und des Opfers/der Opfer einer Gruppenvergewaltigung zubewegt: Dieses Verbrechen verknüpft die Lebenswege aller Beteiligten - die Mütter und Väter der Täter und des Opfers ebenso. Wie das Verbrechen wie ein Brennglas auf die charakterlichen Mängel wirkt, wie es die gesellschaftlichen Verwerfungen, wie die Machtspielchen, die strukturellen und individuellen Gewaltmissbräuche offenlegt, ist klasse. In den Kapiteln bewegen sich einzelne verstrickte Figuren immer wieder auf den Kern des Verbrechens zu, aber sie wie auch die Erzählung scheinen immer wieder vor dem Konkreten zurückzuschrecken, ehe das vorletzte Kapitel ins schonungslose Dunkel steigt. Ei8ne wirklich gelungene Geschichte über Schuld und Sühne, Macht und Gewissen - und das auf wenigen Seiten.
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 (Übersetzung)