Rezension zu "Last & Lost" von Katharina Raabe
Den Initiatoren des großartigen Projekts »Last & Lost: Ein Atlas des verschwindenden Europas« kann man nur von Herzen gratulieren. Zur Idee und zur Durchführung. Die Autoren aus fünfzehn verschiedenen europäischen Ländern entführen die Leser an die Ränder und weißen Flecken des heutigen Europas, wobei die weißen Flecken meist eher schwarze Löcher sind, in denen Landschaften, Menschen, Schicksale und Geschichte auf ewig zu verschwinden drohen. Bei manchen dieser Orte ist man versucht im Stillen zu denken: gut so! Bei anderen Orten erfassen einen stille Wehmut oder gar Zorn.
Zugleich wird einem während der Lektüre auch bewusst, dass es noch viel mehr dieser Orte gibt, vielmehr solcher Geschichten, wie sie uns in »Last & Lost« erzählt werden und zumindest mir ging es so, dass ich dachte: Eigentlich ist das ein Projekt, das man fortführen könnte (müsste?). Auch ein Atlas wird ja überarbeitet, verändert, verbessert. Es drängt sich einem fast auf, eine Fortsetzung zu erhoffen.
»Last & Lost« nimmt seine Leser mit auf eine ganz besondere Reise in ein vertrautes und doch fremdes Europa, zu Orten die einst Bedeutung hatten und heute fast schon vergessen sind - nur nicht von denen, die dort selbst einen Teil ihres Lebens zugebracht haben oder auf andere Weise mit ihnen verbunden sind.
Die Fotografien, die in das Buch mit aufgenommen wurden und die ebenfalls im Rahmen des Projekts entstanden sind, ergänzen die Texte natürlich sehr gut. Sehr schön auch die europäische Karte zu Beginn und Ende des Buches mit den eingetragenen verschwindenden Orten, die im Buch genannt werden.
Die Auswahl der Autoren, die für dieses Projekt geschrieben haben, ist übrigens auch hervorragend - so unterschiedlich sie und die von ihnen erzählten Geschichten von diesen Orten auch sind, so abgerundet passen sie am Ende doch auch zueinander.
Sollte es je eine Fortsetzung zu diesem Projekt geben, ich würde sofort wieder zugreifen und mich entführen lassen in das verschwindende Europa.