Cover des Buches Eins im Andern (ISBN: 9783854209690)
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Rezension zu Eins im Andern von Monique Schwitter

„Die Liebe liebt das Wandern…“

von Ginevra vor 9 Jahren

Rezension

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Ginevravor 9 Jahren
Merkwürdige Klopfzeichen im Kopf beunruhigen die Protagonistin dieses Romans, deren Namen nicht genannt wird. Sie ist Mitte 40, Theaterregisseurin und Schriftstellerin, Mutter, verheiratet.
Sind es Morsezeichen – direkt aus dem Unterbewusstsein, aus der Vergangenheit?

Mit viel Fantasie erkennt sie die Worte: RAUCH, ZEIT, KIND. Immer wieder spuken ihr diese Worte im Kopf herum, und plötzlich kommt die Erinnerung an Petrus, ihre erste große Liebe. Was mag aus ihm geworden sein? Sie googelt seinen Namen und stellt fest: vor wenigen Jahren hat er sich das Leben genommen, lange nach ihrer Trennung. Genau zu der ZEIT, in der sie ein KIND erwartete – und dem RAUCHEN mühsam versuchte, abzuschwören.

Eine Erinnerung fügt sich in die andere: 12 Männer, die ihr Leben beeinflussten.
12 Männer – das sind ziemlich viele, die teils plastisch, teils vage skizziert werden. Große Liebe, Enttäuschung, unerfüllter Schwarm, völlige Verrücktheit, platonische Liebe – alle Schattierungen tauchen auf, alle Beziehungen haben zur Entwicklung der Heldin beigetragen. Tragische und komische Episoden wechseln sich ab. Die Heldin stolpert ihrer ersten Liebe Petrus auf Pumps im Schnee hinterher, dann barfuss – erst im letzten Kapitel kommt sie in der Gegenwart an, in festen Stiefeln, die – zumindest für diesen Moment – perfekt passen.

Inhaltlich wird Monique Schwitter von einigen Kritikern vorgeworfen, eine typisch großbürgerliche, relativ belanglose Geschichte mit einem allzu dünnen roten Faden vorzulegen. Die Idee, 12 verflossene Beziehungen aneinandergereiht zu erzählen, fand ich zunächst auch nicht besonders spektakulär. Doch die Erzählkunst, mit der diese Geschichten ineinander greifen, die verschiedenen Schattierungen der Liebe, die innere Reifung der Protagonistin und diese unglaublich schöne Sprache haben mich dann total begeistert!

Das Buch zeigt, wie unsere Generation eben lebt und liebt, ohne großartigen moralischen oder politischen Anspruch, ohne zu werten und ohne zu dramatisieren – durch eine kluge Beobachterin festgehalten. Es ist für mich eher eine Odyssee, als ein Abendmahl.
Mir hat es besonders die poetische, bildhafte und originelle Sprache er Autorin angetan, so dass ich bestimmt weitere Bücher von ihr lesen werde.

Fazit: ein sprachgewandter, außergewöhnlicher Liebesroman, den ich gerne weiterempfehle!
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