Cover des Buches Der Boss (ISBN: 9783462043877)
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Rezension zu Der Boss von Moritz Netenjakob

Rezension zu "Der Boss" von Moritz Netenjakob

von claudia_seidel vor 11 Jahren

Rezension

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claudia_seidelvor 11 Jahren
Das Buch „Der Boss“ von Moritz Netenjakob ist im März 2012 im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen. Es handelt sich dabei um eine Fortsetzung vom „Macho-Man“, in dem es um das Kennenlernen der beiden Hauptpersonen Daniel und Aylin ging. Ich habe dieses Vorgängerbuch gelesen, aber auch ohne es zu kennen, sollte es kein Problem sein, die Zusammenhänge in „Der Boss“ zu verstehen. Dass beide Bücher zusammengehören, lässt sich aber bereits an der Covergestaltung erkennen, da das Cover von „Der Boss“ sich lediglich durch die türkisgrüne statt pinke Hintergrundfarbe und den Rosenstrauß, den der Mann in Boxershorts in der Hand hält, unterscheidet. Durch dieses Motiv und die Farbwahl ist das Buch recht auffällig. Die beiden Hauptpersonen des Romans sind Daniel und Aylin. Daniel ist Anfang 30, arbeitet in einer Werbeagentur und stammt aus einem Alt-68er-Elternhaus. Aylin dagegen ist Türkin und legt großen Wert auf einen guten Kontakt mit ihrer unüberschaubar großen Familie. Kennengelernt haben sich beide während Daniels Türkeiurlaub, weil Aylin dort ohne das Wissen ihrer Familie in einem Ferienclub als Animateurin jobbte. In „Der Boss“ wollen beide nun heiraten, was natürlich für viele komische Situationen und auch Konfliktpotential sorgt. Schon allein das Aufeinandertreffen von Daniels Eltern, die sehr offen mit Sexualität umgehen und noch weitere unkonventionelle Freunde haben und Aylins muslimischen Eltern bietet jede Menge davon. Da Aylin aber trotzdem viel Wert darauf legt, mit beiden Familien einen guten Kontakt zu pflegen, lässt sich das oft nicht vermeiden. Und zu ihrer engsten Familie gesellen sich immer mehr entferntere Verwandte, die dem Brautpaar natürlich auch mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen, was vor allem für Daniel zu einer großen Belastung wird. Dazu kommt die Planung der eigentlichen Feier, die so natürlich als großes türkisches Fest gefeiert werden soll, was im Laufe des Buches noch für viel Stress sorgt, mehr möchte ich aber dazu noch nicht verraten. Mitten drin in diesem Chaos befindet sich Daniel, der sich eigentlich vorgenommen hat, sich in der Beziehung als „der Boss“ zu behaupten, wie er meint, dass es von der türkischen Familie seiner Verlobten und ihr selbst auch erwartet wird. Daher also der Buchtitel. Dass es ihm aber in den seltensten Fällen gelingt, wirklich „der Boss“ zu sein, egal ob im Umgang mit Aylin, deren Großfamilie, seinen Eltern oder in der Werbeagentur, ist keine Überraschung. Als kleine Nebenhandlung ist noch eingebaut, dass Daniel beruflich die Aufgabe bekommen hat, den untalentierten Sohn eines Kölner Brauereibesitzers zu einem Fernsehstar zu machen. Darauf hätte das Buch meiner Meinung nach aber verzichten können, da es nicht allzu viel zur eigentlichen Geschichte beiträgt und ich die Situationen um diesen Möchtegernstar auch etwas plump und weniger witzig finde. Aber das ist Geschmackssache. Insgesamt bietet das Buch viele Übertreibungen und Klischees, sowohl was die türkische Familie angeht, aber auch die Werbeagentur und die Alt-68er-Generation. Ich konnte beim Lesen viel lachen, dennoch wird niemand total ins Lächerliche gezogen, sondern Moritz Netenjakob geht trotz allem respektvoll mit den Eigenarten der jeweils anderen Kultur um. Das mag auch daran liegen, dass er selbst mit einer Türkin verheiratet ist und somit sicher auch häufig miterlebt, wie beide Kulturen aufeinanderprallen, aber auch, dass es wichtig ist, sich gegenseitig mit seinen Eigenheiten zu respektieren. Ich kann das Buch auf jeden Fall jedem empfehlen, der nach einer amüsanten Lektüre sucht. Der Schreibstil des Autors ist leicht verständlich, aber dennoch pointenreich, sodass es sich auch gut im Zug oder am Strand lesen lässt.
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