Cover des Buches Digitale Drecksarbeit (ISBN: 9783423261739)
Fuchsiahs avatar
Rezension zu Digitale Drecksarbeit von Moritz Riesewieck

"Wunderschöne" digitale Welt

von Fuchsiah vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das mehr als nur den Horizont erweitert.

Rezension

Fuchsiahs avatar
Fuchsiahvor 7 Jahren
350 Millionen Fotos werden täglich auf Facebook hochgeladen, 100 Millionen Stunden an Filmaterial (Riesewieck, 2017, Seite 7).
Dinge, die für uns alltäglich erscheinen. Ein Instagrambild hier, Facebook Kommentare dort, das Katzenvideo, das die Mutti gestern abend noch geteilt hat.
Alles Dinge, die uns im Alltag begleiten greift Riesewieck mit einer einzelnen Frage an: Wer sorgt dafür, was wir sehen und was nicht?
Für mich ganz klar eines der Bücher, die anhand alltagsnaher Beispiele gut zeigen, welche Strukturen und Arbeitsweisen er genau meint.
Gelungen fand ich darüber hinaus ebenfalls, dass er immer wieder eigene Erfahrungen mit einbringt, von seiner Reise, seinen Unterhaltungen, einfach Dinge, die der ganzen Ernsthaftigkeit die Realitätsnähe zurückgeben.
Was man nicht erhält, ist ein trockenes Wissenschaftsbuch über ein Thema, das uns eigentlich alle interessieren sollte, nur bereits schon so verinnerlicht ist, dass wir es nicht hinterfragen.
Riesewieck führt hier wunderbar vor Augen, mit welchen Mitteln wir genau das sehen, was wir sehen, welche Gedanken, Techniken und Menschen dahinter stecken, welche Gedanken damit verfolgt werden. Wer oder was dafür sorgt, ist letzten Endes die Ausgangsfrage, die in meinen Augen erfolgreich beantwortet wurde.
Riesewieck thematisiert in einem interessanten und flüssigen Stil Dinge, die wir Außenstehende gar nicht mitbekommen. Gewährt Einblicke in die zum Teil ausbeuterischen Verhältnisse, in denen die outgesourcte Arbeit erledigt wird und greift dabei immer auf eigene Vergleiche und Gedanken zurück.
Hätte ich anders gehandelt? Hätte ich weggeschaut? Sind dort Fragen, die nicht nur dem Autoren in diesem Moment durch den Kopf geistern.

Eine Thematik, die jeden von uns beschäftigen sollte, die jeden von uns bewegen sollte und doch nicht tut, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass sie so ist wie sie halt ist.

Mir hat dieses Buch neben den ganzen Informationen vor allem eines gegeben: Stoff zum Nachdenken. Ich sehe Facebook, Instagram und Co. jetzt mit etwas anderen Augen, hinterfrage mehr und mache mir Gedanken.
Es ist Wahnsinn, wie abhängig wir von einer einzelnen Ressource geworden sind, ohne wirklich zu wissen, wer das für uns so sauber hält. Wer uns von Infos befreit, die wir nicht "sehen sollten", von Dingen, die uns verstören könnten.
Für mich eine ganz klare Empfehlung für all diejenigen, die sich mit einer solchen Thematik genauer beschäftigen wollen und das Interesse daran mitbringen, ansonsten, denke ich, hat man nicht viel Freude an diesem Buch.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks