Rezension zu "Der Komponist und seine Richterin" von Patricia Duncker
Das Hörbuch "Der Komponist und seine Richterin", geschrieben von Patricia Duncker, gelesen von Moritz Stoepel, hat mich doch über 2 Monate beschäftigt. Insgesamt 6 Cd´s, gelesene 465 Minuten sollten dabei nicht das Problem sein, sondern eher die Thematik und die Stimme.
Mehr geflüstert und gehaucht, eine ganz eigentümliche einschläfernde Satzmelodie, die zwar durchaus erkennen liess, wer da gerade spricht, machte es mir aber unmöglich, während des Hörens irgendetwas anderes zu tun. Im Bett liegend schlief ich nach 3 Sätzen spätestens ein. Im Sessel sitzend drifteten meine Gedanken nach mindestens 5 Sätzen ab, ich vermute, ich habe die 1. CD etwa 50x gehört, bis ich mir sicher war, dass ich wirklich jeden Satz aufgenommen hatte.
Dabei ist das Buch nicht unspannend, nicht uninteressant, nicht humorlos. Ich denke wirklich, es ist die Betonung einzelner Worte im Satzgefüge, so dass für mich eine Art Wiegenlied entstand, was es mir schwer machte, dem Hörbuch treu zu bleiben. Ich war ernsthaft am Überlegen, ob ich mir nicht doch auch das Buch besorge, damit ich "mitlesen" kann.
Ich habe das Problem gelöst, indem ich ein Block und Bleistift nahm und konzentriert Stichworte aufschrieb.
Zum Inhalt: Es ist eine sehr interessante und spannende Geschichte um eine Ermittlungsrichterin in Frankreich, deren Aufgabe es ist, bei schwierigen "Grenzfällen" die Beweisführung zu übernehmen und Informationen zur Lösung der Fälle zu sammeln. Sie arbeitet mit den ansässigen Polizeistationen und Kriminalogen eng zusammen, die für sie beispielsweise genauere Informationen sammeln und Spuren verfolgen.
Im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich ist ein gemeinschaftlicher Selbstmord passiert. 9 Leichen werden an Neujahr von Jägern gefunden, alles hochdotierte , reiche Wissenschaftler, die auch ihre Kinder mit in den Tod nahmen. Beim genaueren Hinsehen ist aber klar, dass offensichtlich mindestens 1 Person nicht den Freitod wählte, sondern erschossen wurde von einer Waffe, die sich nicht am Ort des Geschehens finden lässt.
Die Ermittlungsrichterin wird hinzugezogen, wobei der Hörer erfährt, dass es einen ähnlichen Fall wenige Monate zuvor in der Schweiz gegeben haben soll.
Das Hörbuch zieht den Hörer ganz langsam in seinen Bann. Es handelt sich offensichtlich um einen gefeierten "Massenaufbruch" der Sekte "Der Glauben", der unter anderem auf dem Wissen der alten Ägypter beruht. Der Leser erfährt nebenbei sehr viel Spannendes aus der Astronomie und auch der Geschichte des ägyptischen Totenbuches.
Wohin die Erkenntnisse die Richterin führen, wie die Liebesbeziehung zwischen ihr und dem Kommissar Schweigen weitergehen, wie die Richterin versucht, sich dem Charisma der Sekte zu entziehen und mit psychologisch-raffinierten Tricks bezierzt und beeinflusst wird, bietet im Grunde spannende Unterhaltung.
(Wenn man denn nicht einschläft.)
Das Ende ist unerwartet und ergreifend, was mich bewog, dem Hörbuch doch 3 Sterne zu geben.