Rezension
lettergirlvor 11 Jahren
Die Idee ist gut: Panne in der Seilbahn, mehrere Personen müssen in der Gondel ausharren und auf schnelle Rettung hoffen. Niemand kommt raus, niemand kommt rein, und draußen tobt der Sturm! Allein das reicht schon für einen spannenden Roman zum Mitfiebern, in Mortimer M. Müllers Kitzbühel-Thriller jedoch bekommt die geschilderte Situation ein grausiges I-Tüpfelchen: Einer der feststeckenden Fahrgäste ist ein Mörder! Aber wer? Während sich in Kabine 14 die Fahrgäste näher kennenlernen, um sich von der zunächst nur unangenehmen Wartezeit abzulenken, arbeitet das Seilbahn-Team im Tal an der raschen Bergung. In einer Parallelhandlung tritt auch ein Ermittler-Team in Erscheinung, das die Suche nach einem brutalen Mörder ausgerechnet nach Kitzbühel führt... Und auch die Presse mischt sich ein... Genügend Personal also, um so manche privaten oder beruflichen Sorgen und Nöte in der Story unterzubringen, alte Wunden wieder aufzureißen oder seelische und moralische Abgründe zu lokalisieren. Die zunächst recht harmlos anmutende Situation in der Kabine wird mehr und mehr beklemmend, als sämtliche Bergungsversuche scheitern. Als dann noch klar wird dass nicht alle die Gondelpanne überleben, wird's richtig fesselnd. Noch besser als die Lage in der schaukelnden, eiskalten Kabine, in der die Passagiere ohne Verpflegung und bei zunehmender Dunkelheit ausharren müssen, gefiel mir jedoch das Drum-Herum: Wie sich die Personen im Tal, die sich als Team bilden, zusammenraufen müssen, eigene Bedürfnisse und Ängste hintenanstellen, mit dem Wissen umgehen müssen, dass auch bekannte oder gar geliebte Menschen in der Gondel sitzen... Die ständigen Perspektivwechsel sind allerdings gewöhnungsbedürftig, denn dadurch wird's irgendwie hektisch, es geht pausenlos zwischen den verschiedenen Schauplätzen und zahlreichen Personen hin und her. Hilfreich sind da die chronologischen, minutengenauen Angaben. Insgesamt eine sehr fesselnde Lektüre mit eindrucksvollen Charakteren (nicht alle nur sympathisch, die Gedankengänge des Mörders sind erschreckend makaber...) und toll erklärten Einzelheiten aus der Meteorologie und der Seilbahntechnik. Auch ein filmreifer Showdown fehlt nicht - Kitzbühel goes Hollywood... Das Ende? Erschreckend und fortsetzungstauglich...