Rezension zu "Die antike Wirtschaft" von Moses I. Finley
In sehr lebhafter Sprache versucht Moses I. Finley, renommierter Althistoriker, die antike Wirtschaft von vielen Klischees und festen Überzeugen zu befreien. So hinterfragt er das in antiken Quellen Überlieferte; die bei antiken Autoren berichteten Menschen- und Warenströme sollte man - so seine wohl richtige Meinung - hinterfragen, denn welcher antike Staat kannte Statistik oder zählte an den Landesgrenzen die entlaufenden Sklaven oder die exportierten Waren? -- Daneben ist natürlich schwierig, wie antike Gesellschaften tatsächlich funktionierten. Wie gut war vielleicht doch soziale Mobilität möglich; die antiken Quellen sind hier nicht unbedingt die Wiedergabe eines tatsächlichen Zustandes, sondern sind auch meist von politischen Meinungen und sozialem Stand geprägte nachträgliche Erfahrungsberichte. Finley rät daher dringend an, zwischen den Zeilen zu lesen und den gesunden Menschenverstand einzusetzen. Darüber hinaus ist sein Buch von Gegenstand her sehr interessant. Wie funktionierte eine antike Gesellschaft wirtschaftlich überhaupt? Was war vonnöten, damit sich Großstädte wie Athen oder Rom überhaupt in dieser Größe entwickeln und länger Bestand haben konnten. So schmal wie das Buch auch ist, es ist gefüllt mit vielen Fakten, aufbereitet in einer klaren, pointierten Sprache. Auf keiner Seite langweilig.