Cover / Artwork / Romanaufbau
Das Cover ziert eine junge Frau, in deren Augen wir die Welt sehen können. Der Roman teilt sich in drei große Abschnitte und ein Nachwort. Sowohl das Artwork, der Aufbau des Romans als auch das Schriftbild haben mir sehr gut gefallen.
Inhalt
Am Anfang erleben wir James als Jungen, der hypersensibel ist und dem eine Kraft innewohnt, die ihn Dinge anders wahrnehmen lässt, was sich für ihn auf fatale Weise auswirkt. Seine Kindheit wird nicht unbedingt als schrecklich beschrieben, dennoch erlebt er etwas, das ihn den Rest seinen Lebens prägen wird und auch der heranwachsende James hat es nicht einfacher im Leben.
Doch Liebe kann auch dort entstehen, wo es besonders dunkel ist und als James JJ trifft, ist es ihm, als habe das erste Mal ein Mensch wirklich verstanden, wer er ist. Sie scheint bis auf den Grund seiner Seele blicken zu können, zumindest ist er so von ihr fasziniert, dass er ihr nach der Schulzeit sogar folgt. Seine Liebe zu ihr treibt ihn an, lässt seine dunkle, verborgene, aber dennoch sehr mächtige Seite schrumpfen und den jungen Mann zum Vorschein kommen, der er wirklich ist.
An dieser Stelle werde ich nicht mehr schreiben, da ich anderen Lesern nicht noch mehr verraten möchte. Nur soviel möchte ich sagen – das Ende ist wirklich sehr einfühlsam, und wenn man auf die Tragik von guten Liebesgeschichten steht, wie sie vor allem die alten Klassiker erzählen konnten, wird das Ende ebenfalls gut finden.
Fazit
Man kann eine Geschichte lesen, ihren Inhalt erfassen und dann für sich beurteilen, wie einem das Buch gefällt. Der Verlauf der Geschichte, die Entwicklung des plots, deren Höhepunkt, aber auch die Konklusion am Ende spielen dafür vordergründig die Hauptrolle. An diesen Punkten machen wir im Normalfall aus, ob wir ein Buch mögen oder nicht.
Dann gibt es da diese Bücher, bei denen man jedes Wort liest, Assoziationen erhält, Gedankengänge wie von selbst starten und man sich unbewusst auf der erfrischenden Suche nach dem Sinn des Lebens als solches begibt. So abgehoben das klingen mag, so wahr ist es jedoch und trifft bei diesem Buch zu!
Ich habe in einer Leserunde viele Leser getroffen, die ein wenig von dem Buch abgeschreckt waren, da es sich nicht so einfach weg gelesen hat, wie ein Schmöker, denn das ist das Buch bestimmt nicht. Ich habe selbst eine ganze Zeit gebraucht, um das Buch in Gänze zu lesen, zu verarbeiten und mir vollends darüber klar zu werden, wie ich die Szenen interpretiere. Aber keineswegs ist das ein Manko des Buches – ganz im Gegenteil hat mich das Buch wirklich sehr beeindruckt, hat mich sooft zum Denken angeregt, so dass ich immer wieder andere Gedanken verfolgt habe und ich glaube, wenn man erst mal den richtigen Zugang zum Buch gefunden hat und sich wirklich die nötige Ruhe und Zeit nimmt, kann man es einfach nur genießen.
Wir nehmen teil an dem Innenleben eines hypersensiblen Jungen, der schreckliches erlebt hat. Wir sehen durch seine Augen und erleben die Welt wie wir sie kennen vielleicht ein wenig anders – so habe ich das Lesen empfunden.
Am Ende spielt eine Psychiaterin eine Rolle und auch wenn sich diese Frau vielleicht nicht unbedingt als die Fähigste ihres Metiers darstellt, schafft sie in meinen Augen für den Leser etwas sehr interessantes – nämlich die Verdeutlichung, was real ist und was nur James Fantasie entspricht. Sie holt den Leser zurück in seine ihm bekannte Welt, so dass ich nach Ende des Buches gewillt war, das Buch noch einmal zu lesen.
Man wird merken, dass ich das Buch wirklich richtig gut finde und ich möchte an dieser Stelle wirklich eine Lanze brechen für „(Un)endlich der Augen Blick“. Wer Lust hat, in die Abgründe menschlicher Seele einzudringen, sich sprachlich von wunderschönen Worten begleiten zu lassen und wie auf einer Art Schatzsuche zu ergründen, wer James ist, was ihn antreibt und was ihn ausmacht, sollte sich dieses Buch definitiv nicht entgehen lassen. Für mich ist es eins der mutigsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Ich könnte von jeder Seite Zitate erwähnen, die mich besonders beeindruckt und bezaubert haben. An dieser Stelle wähle ich ein sehr kurzes, was mir aber wirklich besonders gut gefallen hat. Es stammt aus dem ersten Drittel des Buches: "Die kühlen Lippen des Winters küssten die Straßen taub".
Die Autorin versucht gar nicht erst, irgendeinem Trend zu folgen. Aber ich werde ihr auf alle Fälle folgen, da ich schon sehr gespannt auf weitere Werke bin und vor allem bin ich schon jetzt sehr gespannt auf eine Fortsetzung!