Ein etwas versponnenes Buch, dem eine klare Linie zu fehlen scheint. Am Anfang hätte ich ihm fünf Sterne gegeben, weil es selbst in grausamsten Geschehnissen poetische Bilder findet, doch je mehr ich gelesen habe, desto enttäuschter war ich. Am ehesten taugt es noch als Fremdblick auf Deutschland oder genauer gesagt als Eintauchen in die Welt der südosteuropäischen Flüchtlinge, die Deutschland beherbergt. Es ist kein schlechtes Buch und wahrscheinlich liegt ein Teil des Unverständnisses darin begründet, dass es Teil einer Trilogie ist, aber gestört hat mich ohnehin mehr die leichte esoterische Abschweifung als der Inhalt. Das Buch spricht interessante Tabus an und beschäftigt sich unter anderem mit der Heirat gegen Geld, zum Zweck der Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft, es begibt sich aber auch auf die Spur von Thomas Mann in München, versucht den Tod von Ludwig II. von Bayern zu erforschen oder die Lage von Muslimen in Serbien zu thematisieren. Die Poesie des Romans und die Vielfältigkeit der Themen sind hier Segen und Fluch zugleich. Es ist eher ein Stolpern durch die Gebiete als eine Reise. Wohl nur zu empfehlen,wenn man auch das Vorgängerwerk gelesen hat.
Rezension zu "Westliche Wasser" von Murat Baltic