Cover des Buches Das Leben der Elfen (ISBN: 9783423280747)
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Rezension zu Das Leben der Elfen von Muriel Barbery

Ein besonderes Buch, das einen zweiten Versuch verdient

von Antonella vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Anstrengend, klug, wunderschön formuliert, verwirrend. Keine Lektüre für zwischendurch und reine Geschmackssache.

Rezension

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Antonellavor 8 Jahren

Maria ist ein Findelkind und wächst trotzdem geliebt in einem Dorf im Burgund auf. Die meiste Zeit verbringt sie alleine in der Natur. Die gleichaltrige Clara ist Waise und lebt in einem emotional eher unterkühlten Umfeld bei einem Pfarrer und dessen Haushälterin in den Abruzzen. Als Clara sich zum ersten Mal an ein Klavier setzt, zeigt sich ihr ungewöhnliches Talent. Ohne jemals Unterricht gehabt zu haben, kann sie komplizierte Melodien nachspielen. Da sie in dem Dorf nicht gefördert werden kann, zieht sie nach Rom und bekommt dort Klavierunterricht.

Obwohl die beiden Mädchen und ihre Lebensumstände nicht unterschiedlicher sein könnten, besteht doch eine enge Verbindung zwischen ihnen, die im Laufe der Geschichte offenbart wird und eng an Claras immer besser werdendes Klavierspiel gekoppelt ist.

„Das Leben der Elfen“ ist der dritte Roman von Muriel Barbery nach „Die letzte Delikatesse“ und „Die Eleganz des Igels“. Im Gegensatz zu den Vorgängern, in denen ein Pariser Wohnhaus, deren Bewohner und die Concierge im Mittelpunkt stehen, ist die Handlung dieses Buches viel schwerer zu fassen. Es geht natürlich auch um die beiden Mädchen, um das Dorf und seine Bewohner, vordergründig um den Klavierunterricht und die Szenerie in Rom, in der Clara lebt und lernt. Aber es geht auch um Übersinnliches, Elfen, die Natur und vor allem ganz viel Poesie.

Denn die Sprache, in der dieser Roman erzählt wird, ist unglaublich poetisch. Das ist wunderschön zu lesen, aber auch sehr anstrengend. Es erfordert wirklich höchste Konzentration, die Sätze und Inhalte bis zum Ende zu verfolgen und zu verstehen. In entspannter Atmosphäre und der Bereitschaft, sich auf dieses ganz besondere Buch einzulassen, kann „Das Leben der Elfen“ ein Hochgenuss sein. Es ist geradezu gespickt mit klugen Sätzen, die sich zu merken lohnen:

"Man vergibt zwar leichter, wenn man versteht, aber wenn man nicht versteht, vergibt man, um nicht zu leiden. Du wirst jeden Morgen vergeben, ohne zu verstehen, und du wirst am nächsten Morgen von vorne beginnen müssen, aber du wirst endlich ohne Hass leben können." S. 166 f.

Und obwohl ich dieses Zitat wirklich mag, hätte ich es ohne die Teilnahme an der Leserunde, in der ich das Buch gelesen habe, vermutlich nie gelesen. Denn ich habe mich über weite Strecken durch das Buch quälen müssen, hätte es zugegebenermaßen auch spätestens nach der Hälfte abgebrochen.

Wenn ich das Gefühl hatte, in dem Buch angekommen zu sein, habe ich den Kontakt wieder verloren. Unglaublich schöne Passagen, in denen ich jeden zweiten Satz zweimal gelesen habe, weil ich ihn so schön fand, wechselten mit Abschnitten, die ich mehrmals lesen musste, weil ich nichts mit ihnen anfangen konnte.

Selten habe ich mich mit einem Buch und noch nie mit einer Rezension so schwer getan. Beim Schreiben habe ich eben wahllos eine Seite aufgeschlagen, einige Sätze gelesen und spontan beschlossen, das Buch im Urlaub nochmals zu lesen. Denn es braucht Muße, um verstanden und genossen zu werden. Aber ich glaube, es könnte sich lohnen.

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