Rezension zu Die letzte Delikatesse von Muriel Barbery
Rezension zu "Die letzte Delikatesse" von Muriel Barbery
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 14 Jahren
"Die letzte Delikatesse" schildert auf ungewöhnliche Weise das Leben eines Mannes. Der im Buch unbenannt bleibende Gourmet ist Frankreichs bekanntester, wenn nicht sogar gefürchtetster Restaurantkritiker. In seinen letzten Stunden ist er in seinen Erinnerungen auf der Suche nach dem größten Gaumenschmaus seines Lebens. Letzteres wird dem Leser durch kurze Passagen desselbigen abwechselnd mit einzelnen Schilderungen unterschiedlicher ihm nahestehender Personen nahegebracht. Durch das Mosaik dieser Aphorismen ergibt sich das Bild eines nahezu misanthropischen Menschen auf der Suche nach perfekten Momenten sinnlicher Geschmackserlebnisse, der zwar im Milieu der sozial besser Gestellten lebt, sich aber insgeheim zu den einfachen Menschen hingezogen fühlt. Überraschenderweise sind auch die einmaligen Geschmackserlebnisse keine außergewöhnlichen Kreationen hochdekorierter Sterneköche sondern grundeinfache Speisen, deren Höhepunkt gar ein industrielles Massenprodukt ist. Ich selber kann mich nicht für eine bestimmte Lesart dieses Buches entscheiden. Macht sich Barbery über abgehobene Köche, Stars der Szene oder Gourmetkritiker und deren Wortgewalt und Einfluss lustig? Hält sie ein Plädoyer für die einfachen Dinge des Lebens, auf die jeder sein Augenmerk richten sollte? Mir scheint jedoch, dass sie sich selber allzu oft der gleichen Wortakrobatik, wie sie einige der tatsächlichen Restaurantkritiker nutzen, bedient und selbstverliebt Worte zu Papier bringt, das essenzielle, den Gegenstand, dabei jedoch gelegentlich aus den Augen verliert. Dies würde die kritischen Lesarten dann ad absurdum führen oder aber eingesetzt um die Wirkung zu verstärken, wie belanglos doch das Geschreibsel mancher Kritiker ist. Leider führt sowohl das eine als auch das andere bei mir zur gleichen Wirkung: gelegentliche Langeweile beim Lesen. Ich bin froh, dass ich dieses Buch nach der "Eleganz des Igels" gelesen habe, da es mich nicht dazu angeregt hätte, dieses wirklich gelungene zweite Buch von Barbery zu lesen.