Rezension zu "Unheimliche Nähe" von Mustafa Haikal
*Stellen wir uns eine Welt vor, die weit und unerschlossen in der Ferne liegt...*
Die ersten Annäherungen der Europäer an die Menschenaffen – eine Geschichte die bei den Vorstellungen von Fabelwesen startet, zu den ersten Importen und einer Änderung der Sicht auf die Tiere führt. Dieses Buch beschäftigt sich mit einem bestimmten Aspekt des Themas Menschenaffen – wie lernte der Europäer diese kennen, sodass nicht nur die Tiere im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Menschen.
Menschenaffen haben seit jeher fasziniert – auch ich kann mich dieser Faszination nicht entziehen. Ganz nach dem Titel stand für mich auch das Coverbild: die Nähe sah ich im Bekannten und doch hat die Zeichnung auch etwas Unheimliches. Obwohl ich schon so manche Bücher zum Thema Menschenaffen gelesen habe, fehlte mir der hier besprochene Aspekt noch. Das erste, das beim Blättern durch das Buch auffällt, sind die vielen Abbildungen. Mit 170 meist großformatigen historischen Bildern – von denen der Großteil aus der Universitätsbibliothek Leipzig stammt – ist das Buch wirklich reich bebildert.
Der Autor beginnt seine Betrachtungen mehr oder weniger in der Neuzeit (auch wenn mittelalterliche Pilgerreisen und antike Quellen genannt werden). Für mich kam es überraschend, dass die Menschen (damit meine ich hier explizit die Europäer) damals noch keine Vorstellung von Menschenaffen hatten. Klingt eigentlich logisch, da diese nicht in der „Alten Welt“ vorkommen und doch habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. So wurden sie vorerst in eine Reihe mit den Fabelwesen gestellt. Auch die ersten Abbildungen erinnern an anthropomorphe Fabelgestalten. Ihnen folgen die Reiseberichte von Entdeckern und Kapitänen. Erst nach und nach kamen junge Menschenaffen nach Europa und regten die Faszination der Menschen an. Da viele von ihnen auf der Reise oder kurz nach der Ankunft starben, blieben die Berichte spärlich und es dauerte seine Zeit, bis die Menschenaffen allgemein bekannt wurden.
Erschreckend klingt der Umgang der Europäer mit den Menschenaffen. Wie viele von ihnen gejagt wurden – ob aus Spaß oder um Präparate zu erhalten, wie viele auf der Reise in die europäischen Menagerien zu Tode kamen, selbst der - weit entfernt von einer artgerechter Haltung – Umgang in den Händen der Menschen ist schockierend. Unterstrichen werden die Beschreibungen des Autors nicht nur in dieser Hinsicht durch die Auszüge aus den originalen Quellen, das Ende jedes Kapitels bilden. Dabei begegnet der Leser so manchen Größen der Naturwissenschaften, unter anderen Charles Darwin, Alfred Russel Wallace, Alfred Brehm und Richard Owen.
Fazit: Der Autor hat eine Kulturgeschichte der Menschenaffen geschaffen, die besonders durch die reichen Originalquellen und die vielen historischen Abbildungen besticht.