Néhémy Pierre-Dahomey

 2,8 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Ein starkes Debüt, inspiriert vom Leben: Néhémy Pierre-Dahomey ist 1986 in Port-au-Prince, der Hauptstadt Haitis, geboren. Er zog 2013 nach Paris, wo er Philosophie studierte, jedoch kehrt er häufig nach Haiti zurück. Im Alter von 17 Jahren setzt er sich zum ersten Mal intensiver mit Literatur auseinander und beginnt, selbst zu schreiben. Er schreibt sowohl Lyrik, als auch Prosa und wissenschaftliche Texte. Sich selbst bezeichnet er als „un lecteur qui écrit“, als „Leser, der schreibt“. Als Sohn eines Pastors und einer gläubigen Mutter wurde er protestantisch erzogen. Später entfernte er sich von der Kirche, aber sein Interesse an der Bibel blieb bestehen. Einige Passagen seines ersten Romans „Rapatriés“ von 2017 beziehen sich auf Verse aus der Bibel. 2018 erscheint das Buch unter dem Titel „Die Zurückgekehrten“ auf Deutsch. Es handelt von Belli, einer Frau aus Haiti, die versucht, mit ihrer Familie in die USA auszuwandern, deren illegale Überfahrt jedoch scheitert. Genauso scheitert auch ihr Versuch, ihrer Familie zurück in Haiti ein neues Heim aufzubauen. Die Familie bricht auseinander und Jahre später scheint es unmöglich, wieder zueinander zu finden. Pierre-Dahomey wird für diesen Roman, der so melancholisch wie herzerwärmend von einer brandaktuellen Thematik erzählt, mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Alle Bücher von Néhémy Pierre-Dahomey

Cover des Buches Die Zurückgekehrten (ISBN: 9783960540786)

Die Zurückgekehrten

(6)
Erschienen am 10.09.2018

Neue Rezensionen zu Néhémy Pierre-Dahomey

Cover des Buches Die Zurückgekehrten (ISBN: 9783960540786)
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Rezension zu "Die Zurückgekehrten" von Néhémy Pierre-Dahomey

Annenas
Ein gescheiterter Auswanderungsversuch als Anfang vom Ende

TW: Kindsverlust, Adoption, psychisch labile Protagonistin

Inhalt: 

In seinem preisgekrönten Debütroman „Die Zurückgekehrten“ nimmt Néhémy Pierre-Dahomey die Lesenden mit in eines der ärmsten Länder der Welt. Belliqueuse, kurz Belli, lebt in Haiti und wünscht sich nichts sehnlicher, als aus der Armut zu fliehen und sich in den USA ein besseres Leben aufzubauen. So begibt sie sich mit 40 Haitianern auf die stürmische Überfahrt, bei der sie ihren zweijährigen Sohn dem Meer übergibt, um selbst zu überleben. Doch in Florida angekommen werden sie direkt wieder zurückgeschickt. Zurück nach Haiti, zurück in die Armut – ohne ihren Sohn. Etwa zehn Jahre nach dem gescheiterten, traumatischen Auswanderungsversuch beginnt die Geschichte. Belli und andere Boatpeople leben nun in Repatriés (Rückkehrer), einem abgelegenen Slum-Randviertel, in dem die Zurückgekehrten unterkommen. Hier baut sie sich mit ihrem Ehemann Néné, ein neues Zuhause auf und bekommt drei Kinder mit ihm. Néné stellt sich jedoch als schlechter, zum Alkohol greifender Vater heraus und verlässt sie kurz nach der Geburt der jüngsten Tochter. Eines Tages und mit nur zehn Jahren, stirbt ihre älteste Tochter an Tuberkulose. Damit verliert sie bereits ihr zweites Kind. Alleingelassen von Mann und Staat gibt sie ihre beiden jüngsten Töchter in eine Kinderkrippe, ohne zu wissen, dass diese haitianische Kinder an westliche Ehepaare verkauft. Bis auf einen Sohn, der aus Zeiten vor der Überfahrt stammt, hat sie niemanden mehr, doch auch dieser entgleitet ihr und schließt sich einer gewalttätigen Gang an. In ihrer Trauer und ihrem Leiden wirft sie – wie zu Beginn ihren Sohn – alle Träume über Board und wird schließlich verrückt.

Meine Meinung:

Néhémy Pierre-Dahomey, selbst in Haiti geboren, macht in „Die Zurückgekehrten“ auf diejenigen aufmerksam, die es nicht in ein neues Leben geschafft haben. Er zeigt ein düsteres Haiti und lehrt dem Lesenden Haitis jüngste Geschichte. Er übt Kritik an der protestantischen Kirche sowie an den „Wohlwollenden“ aus dem Westen. Sein Schreibstil kommt dabei ohne aufzwingende Gefühle aus. Traumatisierende Erlebnisse, wie der Verlust ihres ersten Kindes, werden beinahe nebenbei erzählt. Pierre-Dahomey benutzt teils sehr verschachtelte Sätze, sodass es schwierig ist, ihm zu folgen. Außerdem kann ich nicht beurteilen, ob diese Geschichte überzogen ist, ob das Leben einer (durchschnittlich) Zurückgekehrten zu negativ dargestellt ist. Zumindest bleibt es dem Lesenden so im Gedächtnis. Alles in allem habe ich einiges über Haiti lernen können und empfehle dieses Buch, unter Berücksichtigung des TWs, Interessierten weiter.

Cover des Buches Die Zurückgekehrten (ISBN: 9783960540786)
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Rezension zu "Die Zurückgekehrten" von Néhémy Pierre-Dahomey

Irisblatt
Enttäuschend

Belli lebt in Cité Soleil, dem Elendsviertel von Port-au-Prince, Haiti. In einem altersschwachen Schiff wagt sie gemeinsam mit zwei Kindern die Flucht nach Florida. Der Versuch scheitert und sie wird mit ihrer Familie zurück nach Port-au-Prince geschickt. Vom Bürgermeister erhalten die zurückgekehrten Boatpeople ein Grundstück am Rande des Elendsviertels, wo es rein gar nichts gibt. 10 Jahre nach der gescheiterten Überfahrt zieht Belli mit ihrem Mann und den Kindern dort ins nirgendwo und errichtet ein Haus. Die Ehe ist geprägt von Alkoholismus, Gewalttätigkeit und Betrug. Weitere Kinder folgen. Die Armut ist so groß, dass sich Belli entscheidet, ihre beiden kleinen Töchter zur Adoption freizugeben. Die jüngere Tochter lebt fortan in Kanada, die ältere findet eine neue Familie in Frankreich. Nach einem Erdbeben im Jahr 2010, das den gesamten Slum verwüstet, wird Belli wahnsinnig und streift nur noch verloren durch Port-au-Prince. Etwa zur gleichen Zeit reist die französische Adoptivmutter in Begleitung ihrer Tochter nach Haiti, um Belli zu finden. Der Debütroman des in Haiti geborenen Autors wurde in Frankreich mit diversen Preisen ausgezeichnet.


Ich bin überhaupt nicht in das Buch hineingekommen. Beim Lesen bin ich permanent über die Satzkonstruktionen und die zahlreichen Namen gestolpert. Ich konnte die Sätze nicht flüssig lesen, obwohl sie gar nicht so verschachtelt waren. Die Protagonisten, aber auch das ganze Umfeld sind für mich bis zum Ende blass, ohne Tiefe und Leben geblieben.



Cover des Buches Die Zurückgekehrten (ISBN: 9783960540786)
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Rezension zu "Die Zurückgekehrten" von Néhémy Pierre-Dahomey

Mary2
Und in allem Elend kann es noch schlimmer kommen…

 Haiti: Das arme, durch Naturkatastrophen gebeutelte Land in der Karibik, ist Schauplatz dieses Romans mit jeder Menge Tragik.

Hauptperson ist Belliqueuse „Belli“, die bei einer illegalen Überfahrt von Haiti nach Florida ihren Sohn an das Meer verliert. Nach diesem gescheiterten Versuch, in den USA eine neue Heimat zu finden, ist ihr Platz bei den „Zurückgekehrten“ in Haitis Elendsviertel Cité Soleil. Eine Ehe, gestützt auf gewalttätige Hassliebe, Trunkenheit und gegenseitigen Betrug, dauert trotz allem über die kommenden Jahrzehnte an. Die Kinder, die Belli bekommt, haben in Haiti keine gute Zukunft. Zwei Mädchen gibt Belli zur Adoption ins Ausland frei und wird sie fortan ihr ganzes Leben lang vermissen. Neben allem Elend reduziert schließlich das Erdbeben im Jahr 2010 das schmale Leben noch einmal. Bellis Tochter, die mittlerweile in Frankreich lebt, macht sich auf die Suche nach ihrer ersten Mutter.

 

Gegliedert ist der Roman in sieben größere Abschnitte: „Anlandungen“, „Aufruhr“, „Zuflucht und Stärke“, „Unter den Flügeln des Allmächtigen“, „Mama Teil Maschine“, „Aufbrüche“, „Ein unmerklicher Schmerz“. Diese knappen Bezeichnungen geben bereits einen Hinweis auf die poetische Tiefe des Romans. Die Sprache des jungen Autors haitianischer Herkunft ist eindrucksvoll („ein Pfad, leicht wie ein Kreuzweg“,  „ihre Hautfarbe folgte ihr bis ins Bett“) und erzählt mit einer Leichtigkeit, die dem tragischen Inhalt krass entgegengesetzt ist.

Es entsteht ein Roman wie ein Gemälde: abstrakt und düster, exotisch und pulsierend.

 

Man glaubt diesem Autor das Elend, das er beschreibt. Er kennt Geschichten, wie diejenige von Belli. Die Tätigkeiten ausländischer Hilfsorganisationen werden aber ebenso wie die Auslandsadoptionen subtil in Frage gestellt.

 

Am Ende rundet sich die Lebensgeschichte von Belli, die Leser indes bleiben mit vielen, auch grundsätzlichen Fragen zurück.

 

Dieser Roman ist lesenswert, aber keine leichte Lektüre. Neben dem schwer wiegenden Inhalt sind die zahlreichen französischen Namen eine Herausforderung.

 

Ich bewerte mit vier Sternen und gebe eine Leseempfehlung für diejenigen, die sich auf ein hartes Schicksal einlassen können.

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