Cover des Buches Unheilige Heilige (ISBN: 9783865068903)
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Rezension zu Unheilige Heilige von Nadia Bolz-Weber

Gott in all den falschen Leuten finden

von LEXI vor 7 Jahren

Rezension

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LEXIvor 7 Jahren
„Jesus hätte in der religiösen Schickeria seiner Zeit verkehren können, aber stattdessen hat er über all das die Nase gerümpft und es vorgezogen, über die Mächtigen zu lachen, sich mit Huren anzufreunden, Sünder zu küssen und mit den falschen Leuten bei Tisch zu sitzen. Er verbrachte seine Zeit mit Leuten, für die das Leben nicht leicht war. Und dort, mitten unter den Leidenden, war er die Verkörperung der vollkommenen Liebe.“

In diesem Sinne widmet Nadia Bolz-Weber als lutherische Pastorin, Autorin und Bloggerin ihre Zeit jenen Menschen, die sie als „Unheilige Heilige“ bezeichnet. In vielen verschiedenen Geschichten erzählt sie in ihrem Buch mit dem gleichnamigen Titel beispielhaft die Geschichte einiger Menschen, die „nicht ins System passen“. Sie selber äußerte sich einem Studenten gegenüber folgendermaßen: „ Es kommt mir vor wie ein schauderhafter Gedanke, Gott NÄHER kommen zu wollen. Oft wäre es mir am liebsten, er würde mich in Ruhe lassen.“

Von allen im Buch erzählten Geschichten vermochte es jene der gelähmten Amy Mack am meisten, mich zu berühren. Amy wurde für ihre Freundin Bobbie zu einem ganz besonderen Menschen – jemandem, der nicht ihren äußeren Schutzschild, sondern ihr Innerstes sah und sie genauso an- und wahrnahm. Und Bobbie gab ihrerseits diese liebevolle Wahrnehmung in Form eines ganz besonderen Geschenkes an die Autorin weiter.

„Die am besten qualifizierten Leute, um das Evangelium zu verkündigen, sind diejenigen, die wirklich wissen, wie unqualifiziert sie dafür sind, das Evangelium zu verkündigen.“

Nadia Bolz-Weber schreibt von sich selbst: „Ich bin eine sarkastische, über und über tätowierte, hitzköpfige Person, die flucht wie ein Bierkutscher!“ Und genau dieser verschwenderische Umgang mit Kraftausdrücken ist es auch, was mich an diesem Buch empfindlich gestört hat. Was mich ebenfalls sehr befremdete war die Tatsache, dass die Autorin keine Rücksicht nimmt. So vergleicht sie Maria mit einer Schlampe und bezeichnet Jesus als „verurteilenden wütenden Mistkerl“, beschreibt ihn als „griesgrämig wie ein Grinch“. Auch Aussagen wie „Wo zur Hölle war Gott?“ oder „Heilige Scheiße“ empfand ich als unangebracht. Die Autorin weigerte sich ihrer Aussage nach einem Kirchenbürokraten gegenüber, auf ihren verschwenderischen Umgang mit Kraftausdrücken in ihrem Blog zu verzichten. Anhand der Ansammlung an Fäkaljargon im Inhalt trifft dies scheinbar auch auf dieses Buch zu... schade.

Fazit: Einerseits zolle ich der Pastorin großen Respekt dafür, dass sie ihr Lebenswerk darin sieht, sich den „Unheiligen Heiligen“ zu widmen, dass sie wie Jesus ihre Zeit nicht mit der religiösen Schickeria verbringt, sondern sich der „Strauchlern und Sündern“ annimmt. Sie verurteilt die Sünde, aber nicht den Sünder, möchte die Menschen um ihrer selbst willen lieben, wie Jesus sie liebt. Nichtsdestotrotz hat mich der sehr großzügige Einsatz der Gossensprache in einem christlichen Buch so sehr gestört, dass ich zukünftig kein Buch der Autorin mehr lesen werde.
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