Brustkrebs – Alles was jetzt wichtig ist
Von Prof. Dr. Med. Nadja Harbeck, Ludger Wahlers, 416 Seiten, erschienen am 23.11.2022, Mosaik
Das Schicksal ist grausam:
Bist du auch eine von acht? Es heißt, eine von acht Frauen erkrankt statistisch gesehen an Brustkrebs. Als mich diese unheilbringende Diagnose erreichte, zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Seitdem ist nichts mehr, wie es war, und ich befinde mich im Albtraum meines Lebens, den ich aber vorhabe, sobald wie möglich zu verlassen.
Der Anfang von?
Mit der Diagnostik ist jede Menge Zeit ins Land geflossen und ich muss sagen, das ich das Glück hatte, in allen Belangen gut aufgeklärt worden zu sein. Leider ergeht es nicht jedem so und viele sammeln sich mühselig kleine Wissensbröckchen in Gesprächen mit Betroffenen oder im Internet zusammen. Wie hilfreich könnte da ein Ratgeber sein und just bin ich über dieses Buch gestolpert, das ich in wenigen Tagen verschlungen habe. „Brustkrebs – Alles was jetzt wichtig ist“ bleibt für mich immer ein hilfreiches Nachschlagewerk, denn seit der Chemo ist mein Kopf so leer und mein Gedächtnis auf Dauerurlaub, aber das kennst du sicher auch.
Zur Umsetzung:
Die Erzählstimme ist neutral und da es viele Fachbegriffe enthält, wirkt es an einigen Stellen kühl, aber für mich ist das positiv, da ich dadurch einen gewissen Abstand zum Krebs wahren kann, auch wenn er mich voll trifft. Insgesamt liest sich das Buch flüssig und ist ansprechend gegliedert. Ich kenne zwar schon einiges von seinem Inhalt aus den Aufklärungsgesprächen mit meinen Ärzten, aber selbst ich habe etliches Neues entdeckt, was ich für die Anschlusstherapien an die Chemo berücksichtigen werde.
Das Buch informiert gründlich und beginnt bei der Diagnosestellung und dem Aufbau der Brust. Die Entstehung von Krebs wird ebenso ausführlich erklärt wie die Möglichkeiten der Therapien bei den unterschiedlichen Brustkrebstypen. Alle Vor- und Nachteile werden aufgezählt und der Leser wird nicht geschont, aber dazu ist dieses Sachbuch nicht gedacht. Nur ein aufgeklärter Patient kann die für sich richtigen Entscheidungen treffen.
Sollte jemand noch nicht wissen, um welchen Brustkrebstyp es sich bei ihm handelt, erfährt er hier die Antwort. Ich finde es gut, dass es Wegweiser aus den Nebenwirkungen gibt und der Patient darauf hingewiesen wird, was er selbst zur Besserung beitragen kann. Brust ab oder nicht, welche Optionen bieten sich mir an und logischerweise kommt auch die Sexualität ins Gespräch, denn einige Therapien wirken sich nachteilig darauf aus. Das Mammakarzinom im Frühstadium oder fortgeschritten, in der Schwangerschaft oder bei Männern, es wird nichts ausgelassen. Auch auf die drei typischen Phasen der „Krankheitskarriere“ wird eingegangen.
Das gehört leider dazu:
Unverzichtbar sind die Abschnitte der sozialen Fragen und die Sicherung der Existenz. Neben der Angst um das eigene Leben, sich zusätzlich mit Existenzängsten herumschlagen zu müssen, ist wenig hilfreich und sicher vielen bekannt. Was mich zurückschrecken lässt, sind die Kapitel für ein selbstbestimmtes Ende. Etwas, das ich für mich so lange wie möglich ausklammern möchte, aber natürlich gibt es einige Patienten, die an diesem Punkt stehen und für jede Hilfe in dieser Richtung dankbar sind. Zum Schluss werden weiterführende Informationsquellen und Hinweise auf Selbsthilfeorganisationen gezeigt, die ich mir noch näher anschauen werde.
Mein Fazit:
„Brustkrebs – Alles was jetzt wichtig ist“ ist ein hilfreiches Sachbuch, das seine Leser in jeden Winkel dieser beängstigenden Krankheit zieht. Einiges verliert dadurch den Schrecken, weil ich mich als aufgeklärter Patient nicht mehr so ausgeliefert fühle. Für mich ist es ein unverzichtbares Nachschlagewerk, das mir auf meinem Weg und den noch folgenden Therapien wertvolle Hilfe bietet.
Von mir erhält „Brustkrebs – Alles was jetzt wichtig ist“ 5 informative Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.