Nachdem ich bereits die Mädchen-Variante dieses Buches gelesen habe und sie mir sehr gut gefallen hat, war ich gespannt auf die Jungs-Variante. Da es in beiden Teilen um die gleichen (Grund-) Themen geht, wurde die nachfolgende Rezension nur angepasst bzw. abgeändert sowie etwas ergänzt und nicht vollständig neu verfasst. Falls man beide Bücher lesen möchte muss man dies nicht nach einer bestimmten Reihenfolge tun.
Buchtitel- und cover haben mich auf die Story (bzw. Stories), aufmerksam gemacht und der Klappentext hat Neugierde geweckt. Also wurde das E-Book schnell gedownloaded, damit ich mittels Amazons eReader Kindle weiterlesen konnte. Für mich war es gleichzeitig mein erstes digitales Buch, da die Paperback-Version erst später hinzukam, aber sicher nicht mein letztes. Ganz auf bedrucktes Papier verzichten möchte ich jedoch nicht und ich finde es deshalb gut, dass es dieses Buch mittlerweile in zwei Ausführungen gibt. Es eignet sich somit wunderbar u.a. als Geschenk oder als Lesematerial für Kindergärten und Schulen, da es wichtige Themen behandelt, die nie aus der Mode kommen und die für Mädchen und Jungs gleichermaßen von Bedeutung sind. Dieses Buch wurde, neben Deutsch, in mehrere Sprachen veröffentlicht. Näheres dazu findet man auf den Amazon-Profilseiten der Autoren Nadia Ross und Special Art Stories. Sowohl Lesealter, Seitenzahl und Länge der jeweiligen Geschichten finde ich passend gewählt.
Der Aufbau des Buches ebenso. Schon bei der Einführung merkt man das Nadia Ross nicht nur gerne Geschichten erzählt und schreibt, sondern auch, dass sie mehrjährige Erfahrung im Umgang mit Kindern hat und das in ihre Bücher miteinfließen lässt. Für das Schreiben von Kinderbüchern finde ich das von elementarer Bedeutung. Das Buch ist in kindgerechter, einfacher, leicht verständlicher Sprache verfasst und sollten doch Wörter vorkommen, die einem Kind bzw. später einem Leseanfänger noch nicht so geläufig sind, findet sich bestimmt jemand der darauf eine Antwort hat. Schließlich ist es für Kinder wichtig Wortschatz und Wissen nicht nur aufzubauen, sondern stetig zu erweitern und nicht alle haben außerdem die gleichen Interessen. Müssen sie auch nicht, jede/r (ganz gleich ob Mädchen oder Junge) ist individuell und das ist gut so. Aber was man jedem Kind mitgeben sollte, ist Neugierde und den Glauben an sich selbst. Gezielte Fragen, direkt an die Leser, vermitteln diese und es wird zum Überlegen angeregt. Ebenso wird man u.a. ermutigt Emotionen zu zeigen bzw. zuzulassen (da sie nichts Schlechtes sind und sie keinesfalls Jungs „verweichlichen“), nie aufzuhören zu lernen/sich weiterzuentwickeln, Hilfe anzunehmen (wenn nötig) und offen für neues zu sein. Durch dieses Buch sollen einem Kind wichtige moralische Botschaften und Werte vermittelt werden, die es ein Leben lang brauchen wird. Jeder Erwachsene war schließlich mal Kind.
In (wieder) 10 Kapitel werden unterschiedlichste Jungs vorgestellt und man bekommt Einblick in deren Leben und mit welchen jeweiligen Herausforderungen sie es zu tun haben. Die zehn Jungs-Geschichten sind nicht ident mit denen der Mädchen (wenn man beide Bücher liest, hat man also in Summe 20 individuelle Geschichten parat). Die liebevoll und detailliert gestalteten Illustrationen tragen neben dem flüssigen Erzählstil dazu bei, dass es einem fast so vorkommt als sei man Teil der jeweiligen Geschichten und würde sie quasi live miterleben. Die Protagonisten sind ebenso sympathisch wie die weiblichen Hauptfiguren aus dem anderen Teil und wachsen einem genauso schnell ans Herz. Bei so manch einem älteren (Vor-) Leser könnte das Kindheitserinnerungen wecken. Alle Geschichten sind aus dem wahren Leben und haben mit Situationen zu tun, die bestimmt jeder oder so mancher einmal erlebt bzw. erlebt hat oder leider erleben muss bzw. musste. Jede Geschichte ist in sich abgeschlossen, man kann also nach Lust und Laune lesen und braucht nicht Kapitel für Kapitel durchzugehen. Außer man ist schon auf die Geschichte des nächsten Protagonisten gespannt und kann das Buch nicht weglegen. Oder man sieht, als Vorleser, in neugierige Kinderaugen die sich fragen, mit was sich wohl die nächste Geschichte befasst und liest dann doch noch eine Geschichte vor oder man muss auf den nächsten Tag vertrösten, weil Gähnen und schwere Augen Überhand nehmen und Schlaf wichtig ist. Wenn dann am nächsten Tag oder Abend (wieder) die Frage gestellt wird „Liest du mir was vor?“ freut man sich bestimmt, ganz gleich wer einem vorliest (Eltern, ältere Geschwister, Großeltern, Onkel, Tanten etc.). Vor allem wenn diese bejaht wird und man in Kinderaugen voller Vorfreude sieht, denn ich nehme mal an, nicht nur Mädchen mögen es, wenn man ihnen vorliest. Kinder mit Geschichten aufwachsen zu lassen ist wichtig.
Der Epilog bildet einen schönen Abschluss und wirft noch einmal Fragen auf, die zum (Nach- bzw. Weiter) Denken und Handeln bzw. aktiv werden anregen.
Die Geschichten können zuerst von Eltern oder einem anderen Familienmitglied als Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen werden, bis Kinder oder Jungleser sie selbst bzw. alleine lesen können, denn diese Art von (Kinder-) Buch kann immer und immer wieder gelesen werden. Es kann einem ein Leben lang begleiten.
Ich bin froh das ich durch die Autorin selbst auf diese wunderbaren Bücher gestoßen bin und hatte beim Lesen viel Spaß. Es hat mir wieder in Erinnerung gerufen das Mädchen und Jungs oftmals, trotz unterschiedlicher Geschlechter, mit gleichen oder ähnlichen Problemen und Herausforderungen zu kämpfen haben. Deshalb sollten auch Jungs die Emotionen zeigen, von niemandem als „uncool“ abgestempelt werden (cool bzw. uncool sein bedeutet für jeden etwas anderes) und vor lebenslangem Lernen sollte man nicht abgeneigt sein. Nur wenn man sich stetig weiterentwickelt und verbessert, können auch noch so große Herausforderungen gemeistert werden. Jeder hat aber mal klein angefangen und Rückschläge gehören zum Leben. Wichtig ist, nicht aufzugeben und das jeweilige Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wer weiß, vielleicht lässt man (dabei) sogar alte Freundschaften neu aufleben oder man gewinnt neue dazu. Ab und an konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sollte ich jemals Kinder oder sogar Enkel haben, werde ich ihnen bestimmt daraus vorlesen. Bis dahin werde ich mir auch diese Paperback-Version kaufen und es wird einen Platz in meinem Bücherregal bekommen. Hineinlesen werde ich bestimmt des Öfteren.
Hoffentlich wird es noch viele solcher Bücher von Nadia Ross und Special Art Stories geben.