Cover des Buches Black Mamba Boy (ISBN: 9783406675966)
Insider2199s avatar
Rezension zu Black Mamba Boy von Nadifa Mohamed

Die Odyssee eines kleinen Jungen durch Ostafrika ...

von Insider2199 vor 8 Jahren

Rezension

Insider2199s avatar
Insider2199vor 8 Jahren

Die Odyssee eines kleinen Jungen durch Ostafrika ...

Die 1981 in Hargeisa, Somaliland geborene Autorin kam als Kind mit ihrer Familie nach London und studierte in Oxford Geschichte und Politik. Mit diesem Debüt, das sie auf der Grundlage der Erlebnisse ihres Vaters Jama schrieb, erhielt sie 2010 den Dylan Thomas Award und stand auf der Shortlist des Guardian First Book Award. Mit ihrem Folge-Roman "Der Garten der verlorenen Seelen" wurde sie von der renommierten Literatur-Zeitschrift "Granta" zu den zwanzig "Best of Young British Novelists" gewählt.

Zum Inhalt: Jemen 1935: Der 10-jährige Jama wächst ohne Vater auf und lebt tw. mit seinen Freunden Shidane und Abdi in den Straßen von Aden. Als seine Mutter Ambaro viel zu früh stirbt, begibt er sich auf eine Odyssee durch das von Kolonialismus und Faschismus beherrschte Ostafrika, nach Somaliland, Dschibuti, Eritrea und bis in den Sudan, um seinen Vater Guure zu finden. Zwölf Jahre später heuert der mittlerweile verheiratete Jama in Ägypten als Seemann an, um nach England zu reisen, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen.

Meine Meinung: Der Roman ist thematisch zweigeteilt, weil sich das Ziel des Helden verschiebt: der erste Teil wird von Jamas Wunsch beherrscht, seinen Vater Guure, den er nie kennen gelernt hat, zu finden. Diesen Teil mochte ich sehr, einfach, weil man schnell Sympathien für den Jungen entwickelt, der alles im Leben verloren hat und ganz alleine um sein Überleben kämpfen muss. Man kann als Leser diese Sehnsucht nach dem Vater sehr gut verstehen und sich mit dem Wunsch, ihn endlich kennenzulernen, identifizieren. Doch dann geschieht etwas – das ich hier leider nicht verraten kann/will –, das Jamas Ziel verändert und einen Bruch in den Plot bringt.

Dieser Bruch war sogar so stark, dass ich eine Weile gebraucht habe, um den Schock zu überwinden. So ging es Jama wahrscheinlich auch, denn anfangs driftet er etwas ziellos umher und auch die Handlung plätschert leider nur dahin. Bis Jama wieder ein neues Ziel hat und eine zweite Reise, diesmal nach Ägypten, beginnt. Dieses Mal ist er bereits 22, verheiratet und hat den Wunsch, seiner Familie ein besseres Leben zu bescheren. Dieser zweite Teil hat mir persönlich nicht so gut gefallen, einfach weil sich der Plot zu wiederholen schien. Außerdem blieb die Autorin zu nah an der Realität, wo es vielleicht besser gewesen wäre, ein paar Details der Dramaturgie unterzuordnen.

Sprachlich ist der Roman anspruchsvoll, aber leicht verständlich. Obwohl vordergründig dem Leser das Gefühl vermittelt werden soll als lese man aus der personalen Perspektive von Jama, handelt es sich in Wirklichkeit um einen allwissenden Erzähler, der die politischen Verhältnisse des Landes einbezieht (in die ein kleiner Junge weniger involviert ist). Dadurch entsteht eine gewisse Distanz zum Leser, der eher das Gefühl hat, von außen unbeteiligt zuzusehen, anstatt wirklich in der Gedankenwelt Jamas zu sein.

Um Authentizität zu schaffen, wurden viele afrikanische/arabische Begriffe in kursiver Schreibweise eingestreut, die man im Anhang nachschlagen muss, um Inhaltlich mitzukommen. Das kann am Anfang nervend sein, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran, aber ich hätte auch gut drauf verzichten können. LOL Sehr gut fand ich einen geschichtlichen Background im Anhang und eine Landkarte in den Innendeckeln des Buches, auf der man die Odyssee von Jama mitverfolgen kann. Verwirrend fand ich tw. die Headlines, weil die Jahreszahlen nicht immer mit dem aktuellen Geschehen im Kapitel korrelierten.

Fazit: Ein v.a. in der ersten Hälfte sehr packender und unterhaltsamer Roman, bei dem ich mich allerdings etwas gefragt habe, was die Autorin damit sagen wollte. Vielleicht gar nichts, sie wollte evtl. nur die Geschichte ihres Vaters erzählen, und genau das ist für mich das Problem: eine gute Prämisse fehlt, denn die Dramaturgie weist leider Schwächen auf, weil sie der Biografie eines Mannes untergeordnet wird, den der Leser nicht kennt. Insgesamt bleiben für mich noch 3,5 Sterne stehen. Kann man lesen, muss man aber nicht unbedingt.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks