Cover des Buches Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition) (ISBN: B00H0M7F86)
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Rezension zu Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition) von Nadine Dela

Leider überzeugte es uns nicht

von inflagrantibooks vor 10 Jahren

Rezension

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inflagrantibooksvor 10 Jahren

Das neue Cover gefällt uns zwar nicht so gut wie das vorherige aber es ist dennoch wunderschön gestaltet worden und macht sich auf einen Taschenbuch mit Sicherheit genauso schön. Da hat Sebastian Dela (Wir vermuten der Ehemann der Autorin) wirklich klasse Arbeit geleistet.



VORWORT: Schon von Beginn an verfolgten wir die Veröffentlichung dieses Buches und ganz besonders Tilly hatte sich fest vorgenommen, es irgendwann mal zu lesen und zu rezensieren. Das Thema sprach sie umgehend an und auch die durchaus gute Kritik versprach ein wundervolles Lesevergnügen. Nun kauften wir es uns letzte Woche bis wir erschreckend feststellen mussten, dass die arme Tilly es nicht ohne Wlan auf ihren Kindle übertragen konnte. Ehe Tilly noch kurz vorm verzweifeln war, schrieb Jack die Autorin auf ihrer Facebook Seite an, erklärte ihr die Situation und fragte sie, ob sie vielleicht eine Lösung für uns parat hätte.

Und wir waren wirklich positiv überrascht, denn sie freute sich über unser Interesse und bot uns an, eine mobi Datei an unsere Email zu schicken. Tilly war ganz aus dem Häuschen und auch Jack war von diesem wirklich tollen Service begeistert. Also hier noch mal ein herzlichen Dank an die super sympathische und hilfsbereite Autorin. Somit war dann doch noch alles gerettet worden und Tilly begann umgehend mit dem Lesen. Aus bestimmten Gründen, die ihr am Ende der Rezension sicherlich herauslesen könnt, hat es sich Jack ebenfalls durchgelesen, obwohl das alles nicht so geplant war. Jetzt aber umgehend mal ab zur unserer Meinung.

„Grace & Josephine“ ist der gemeinsam geschriebene Debütroman von Nadine Dela und der Autorin Manuela Inusa, in dem es um zwei Freundinnen geht, die sich vor einem halben Jahr via Facebook kennengelernt hatten und sich bei einem gemeinsamen Wochenende in New York nun endlich live sehen wollen. Die beiden wohnen weit voneinander entfernt, daher war das vorher immer nicht so leicht machbar. So weit so gut. Ein kurzer Einblick zum Inhalt wird größtenteils schon im Klappentext vorverraten, also werden wir diesbezüglich versuchen nun weniger davon zu erzählen und uns mehr auf unseren Leseeindruck zu fokussieren.
Die Thematik sprach uns positiv an, denn in unserer heutigen Zeit lernen wir viele Menschen via Internet kennen & lieben. Das ganze versprach auf den ersten Blick eine Einsicht auf eine tiefgehende Freundschaft und unterhaltsame Reise zu werden. Dazu kommt noch das gemeinsame Reiseziel mit der perfekten Jahreszeit: New York im Dezember. Und dann noch diese super sympathische Autorin. Das konnte also doch nur gut werden, oder?!

Am Anfang bekamen wir als Leser ganz kurze Rückblicke auf das „Internetkennenlernen.“ Es wurde aufgezeigt, das Grace Josephine eine Nachricht schrieb und so kamen die beiden eben ins Gespräch. Josephine hatte nämlich (genau so wie Grace) diese Gedichtseite auf Facebook und als Grace ihre Seite entdeckte und sich alles durchlas, fielen ihr die vielen Gemeinsamkeiten auf. Daraufhin musste sie Jo einfach eine FB Nachricht schreiben. In dieser erklärte sie ihr eben, wie sehr sie ihre Gedichte berührten und dass sie vorher nie so an Seelenverwandtschaft glaubte. Bis jetzt eben.

Wir fanden es wirklich sehr schade, dass uns nur immer diese ganz kurzen Rückblenden aufgezeigt wurden über eben das gemeinsame Kennenlernen. So hätten wir den beiden Autorinnen mit Sicherheit das Wort „Seelenverwandtschaft“ besser abgekauft als wie es momentan im Buch nun mal dargestellt wird: Unglaubwürdig und alles andere als tiefgehend. Es tut uns wirklich leid, dass so sagen zu müssen und gerade Tilly, die wirklich auf die Geschichte gespannt war, schmerzt es. Aber es ist nun einfach mal so, dass hier kaum das gute „Show don´t tell“ angewandt wurde. Hätten wir das kennenlernen gezeigt bekommen, wäre der Einstieg in die Geschichte flüssiger gewesen.

Allerdings muss hier auch erwähnt werden, dass der Anfang im Grunde wirklich gut gelungen ist. Die vielen Verzögerungen, bis die beiden endlich aufeinander treffen sind gut an die jeweiligen Situationen angepasst und hätten ruhig noch länger dauern können. Nur hat es etwas an der Umsetzung gehapert.
Das Ziel im Buch ist auch deutlich erkennbar: Die beiden reisen mit einigen Schwierigkeiten & Verzögerung nach New York wo ein erstes, gemeinsames Treffen stattfinden soll. Sie wollen sich treffen und freuen sich darauf. Dass man durch ein paar Schwierigkeiten allerdings immer gleich theatralisch in ein emotionales Tief stürzen muss, ist uns schleierhaft. Für uns beide war es selbstverständlich nachvollziehbar, wie sehr man sich darauf freut, endlich jemanden live sehen zu können, mit dem man sich seit längerem via Internet super versteht und viel gemeinsam hat. Wir haben das selbst durch und wissen, wie so etwas ist.

Das wollen wir hier auch gar nicht kritisieren, nur die Art und Weise, wie das hier umgesetzt wurde. Da fragte man sich ernsthaft, was die Autoren sich unter „Seelenverwandt“ vorstellen. Denn in dieser Geschichte wurden ständige, in unseren Augen absolut nicht glaubwürdige Dinge mit dem Wort „Seelenverwandt“ verbunden. Nur weil man die gleiche Musik hört, ist man noch nicht Seelenverwandt. Dabei wäre es doch viel angenehmer gewesen, wenn nicht versucht worden wäre es ständig mit „normalen“ gemeinsamen Hobbys/Dingen die man mag zu untermauern, sondern es still und heimlich zwischen die Zeilen und Handlungen miteinzubauen. Sodass sich Leser selbst denken kann: WOW.

Die beiden haben sich gesucht und gefunden. Die beiden Frauen scheint eine echt tiefe Freundschaft zu verbinden. Stattdessen wirkte das ganze unserer Meinung nach von den Autorinnen mehr erzwungen als ernsthaft gemeint. Wir als Leser bekamen es eben direkt vorgelegt, und dieses direkter war auf keinen Fall glaubwürdig genug. Das die beiden so viele Gemeinsamkeiten haben, ist ein guter Ausgangspunkt, auf dem aber leider nicht Glaubwürdig genug eingegangen wurde. Wir werden jetzt auch einfach mal Klartext reden, auch wenn es uns persönlich bei einer so netten Autorin wirklich in der Seele wehtut :

Es war….


….
in unseren Augen einfach keine Geschichte sondern nur einzelne, aneinander gereihte Szenen. Bei Geschichten erwarten wir Gefühle, Handlungen, gute Dialoge, nachvollziehbare Momente/Vergleiche usw. Wir wollen leiden, mitfiebern, etwas spüren. Aber alles was wir während des Lesens empfanden war trauriger Weise nur Unzufriedenheit.

….
alles, außer dem wundervollen Cover und der tollen Autorin, einfach eine Enttäuschung. Dank diesem Buch haben wir ein eigentlich tolles Adjektiv aus unseren Wortschatz verbannen müssen. Ganz zu schweigen von dem wirklich mulmigen Gefühl das wir nun haben, weil wir das Buch stark kritisieren. Wir können wirklich nachvollziehen, dass sie sich aufeinander freuen, aber wenn man mehrere Stunden später kommt, nichts gegessen hat, eingeschneit ist und nur kalte Suppe isst … irgendwann regt man sich doch auch mal über irgendwas auf.
Das heißt nicht, dass die beiden sich das Wochenende versauen lassen sollen, aber untereinander kann man doch auch mal Frust ablassen. Und wenn man dann von der anderen aufgebaut wird, kann das mit den richtigen Worten eher als Seelenverwandt durchgehen, als diese ganze Harmonie in der Geschichten. Zum Schluss war sie dann einfach zu viel des Guten und grenzte schon stark an Rosa - Plüsch Kitsch.

Der eindrucksvollste Charakter im Buch war dann doch der Rezeptionist Gregory. Obwohl er nur ein paar Auftritte hatte, war er alles in allem die glaubwürdigste Figur. Allein von seinem Verhalten erfährt man mehr von ihm, als Grace und Jo über sich selbst sagen. Er hat uns am besten gefallen. Man muss sich mal vor Augen führen, dass die beiden Freundinnen jeweils 12 Jährige Kinder haben, glücklich verheiratet sind und auf die 30 zu gehen.
Hinzu kommen anscheinend in der Vergangenheit aufgetauchte Konflikte, die die beiden stark geprägt haben und auf die in der Geschichte selbst nur ganz nebenher hingewiesen und nicht nähere darauf eingegangen wurde.

Die beiden hatten sozusagen schon längst die Hoffnung auf eine gute Freundschaft aufgegeben – bis sie sich eben im Internet kennenlernten. Wir wissen rein gar nichts über die Vergangenheit der beiden, geschweige denn wie sie eigentlich aussehen. Irgendwann am Ende wird mal eine Brille erwähnt, aber sonst gar nichts. Und wieder müssen wir sagen, dass das wirklich schade ist. Ein bisschen mehr Hintergrundinfos und beide Charaktere wären uns realistischer vorgekommen.

Uns kam es aber ehrlich gesagt so vor, als würden die beiden 12 jährigen Töchter da ein Wochenendtrip nach New York durchziehen. Die „erwachsenen“ Damen mögen auch noch so nett erscheinen aber ihr Verhalten war in keiner Weise nachvollziehbar. An kaum einer Stelle. Ständiges Rumgehopse, nie enden wollendes Rumgeheule das sich mit dem naiven Verhalten, dem absolut nicht nachvollziehbarem, ständiges Gelache vermischte. Es gibt durchaus Menschen, die nah am Wasser gebaut haben, aber das hier war doch etwas zu viel des Guten.

Lachen ist eine tolle Sache, nur in NICHT lustigen Momenten zu lachen und zu behaupten wie witzig eine Person ist oder wie lustig gerade der Moment erscheint, ist ebenfalls zu viel. Nein. Es zerrte einfach nur an unserem Durchhaltevermögen und sorgte dazu, dass Tilly am Schluss wirklich fix und alle war und sich ganz, ganz mies fühlte. Sie hoffte auf eine wirklich schöne Freundschaftsgeschichte ohne das ewige Liebesblabla, aber hier hatte man hin und wieder den Eindruck, als fehlte nicht mehr viel und die beiden brennen nach Las Vegas durch und heiraten.

Wir fragten uns ebenfalls gegen Ende, wieso das alles so kurz und grob geschrieben wurde?

Die Grundidee war doch da, aber wir hatten so das Gefühl, dass es sich hierbei nur um ein auf Amazon veröffentlichtes Nebenprojekt handelte. Mehr Hintergrundinfos, besser ausgearbeitete Szenen und nachvollziehbare Dialoge und viel, viel weniger Harmonie, Glückseligkeit und „Ich bin so Glücklich das ich dich kenne und fange sofort an zu weinen“, dann wäre das eine richtig, richtig gute Geschichte über Freundschaft geworden, die im Netz entstanden ist.

Natürlich gab es auch Momente, die uns sehr positiv ins Auge fielen. Die Beschreibung New Yorks mit Preisen und Straßen, der Rezeptionist und die wirklich gut ausgearbeitete Winter-Weihnachtsstimmung wären da gute Beispiele. Diese wurden dann durch das relativ naive Verhalten und manchmal wirklich nicht nachvollziehbaren Reaktionen wieder zunichte gemacht. Wenn man in einem Hotel schläft, und es nachts an der Tür klopft (die Betonung liegt hier auf klopft), wieso denkt man dann, dass man jeden Augenblick umgebracht wird? Sobald auch nur Ansatzweise etwas „spannendes“ oder trauriges passieren konnte, verhielten sich die beiden Hauptprotagonistinnen so dermaßen harmonischen und leichtgläubig:

Es regte nur auf. Sie stecken im Fahrstuhl fest, Angst ist ein Thema, aber bevor wir als Leser wirklich in die Situation eintauchen konnten, war alles schon wieder vorbei.
Oder ein anderes Beispiel wäre da, dass sie nach dem Auschecken im Hotel auf den Hausmeister treffen und etwas erfahren, was jeden anderen Menschen schockiert hätte. Aber die beiden legen die Sache fast Augenblicklich ad acta, weil sie es sich sowieso nicht erklären können. Jeder andere hätte wahrscheinlich noch einige Mutmaßungen angestellt oder dergleichen, aber gar nichts? Als wäre es das normalste auf der Welt … *hier endet der Satz wegen Spoilergefahr*.

Was uns auch stark wunderte: Die beiden reisen nach New York um das Wochenende dort zu genießen aber zwecks Schnee verbringen sie die meiste Zeit in ihrem Hotelzimmer und schauen nachts DVD´s. Wenn es nur darum ging, dass sie Zeit für einander finden, wieso besuchten sie sich dann nicht einfach gegenseitig? Anstatt Geld in einer so teuren Stadt auszugeben und am Ende eigentlich nicht wirklich etwas von gesehen zu haben?

Ja, gegen das Wetter kann man nichts machen, aber vorher den Wetterbericht checken geht schon, denken wir jedenfalls. Und am Ende servieren uns die beiden Autorinnen dann noch 2 weitere Dinge, die unser mieses Gefühl noch bestärkten.

Wir sagen nur Kellnerin zum Schluss mit Namensschild und *ACHTUNG SPOILER, ABER DAS MUSS JETZT SEIN* der gemeinsame Gedanke für ihre nächste Unternehmung:
Grace träumte auf ihrer Heimreise davon, dass sie und Jo mit Cowboyhüten gemeinsam den Highway entlang fahren. Daraufhin denkt Josephine im nächsten Kapitel davon und wundert sich, woher dieser Gedanke auf einmal kann … das ist wieder zu viel des Guten, obwohl wir uns vorstellen können, dass das angedeutete Thema für eine Fortsetzung wieder ganz viel Potenzial hat.



Die Geschichte um „Grace & Josephine“ hat verdammt viel Potenzial, das leider kaum genutzt wurde. Die Wörter „Ausarbeitung“ , „Überarbeitung“ und „nicht Nachvollziehbarkeit“ stehen hier stark im Vordergrund. Es tut uns wirklich in der Seele weh, aber uns konnte die Geschichte über die zwei seelenverwandet Freundinnen nicht überzeugen.
Wir haben das Bedürfnis uns ständig Entschuldigen zu müssen, da Nadine Dela eine wirklich superliebe Autorin ist, also: Es tut uns wirklich leid! Aber unserer Meinung nach hilft es keinen der beiden, wenn wir all diese Sachen schön reden würden. Kritik kann ja durchaus hilfreich sein und am Ende ist es auch nur unsere Meinung.





Da es durchaus hin und wieder positive Aspekte gab, vergeben wir hier 1 von 5 Marken. So gern wir es uns auch wünschen würden, mehr ist einfach nicht drin.

Es grüßt mit einem Drücker an die Autorin
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