Cover des Buches Lieben muss man unfrisiert (ISBN: 9783218010665)
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Rezension zu Lieben muss man unfrisiert von Nadine Kegele

Wenn wir doch einfach alle Menschen wären!

von Edelstella vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ungeschönt und authentisch!

Rezension

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Edelstellavor 7 Jahren

„Man müsste über alles reden können.“

Dieser Satz Maxi Wanders ist fast unscheinbar den 18 Protokollen von Frauen und Transgendern, angefügt. Er macht demütig, nachdenklich, traurig, wütend....Aber genau dieser Satz ist immer irgendwie greifbar!

Nadine Kegele hat nach dem Vorbild von Maxi Wander's „Guten Morgen, du Schöne!“ 40 Jahre später Frauen oder auch Transgender, die nicht so festgelegt werden wollen, in Form von Tonbandaufnahmen ihre eigene Geschichte erzählen lassen. Sie bilden einen Querschnitt durch das Alter und durch mehrere Nationalitäten und sie sind nicht nur hetero oder eindeutig Mann oder Frau.Es gibt auch unterschiedliche Partnerschaftsmodelle und Ideen zur Kindererziehung oder auch nicht. Vor allem aber sie sind authentisch und nehmen kein Blatt vor den Mund. Es geht auch quer durch alle Berufsschichten.

Voraus geht ein fiktives Gespräch der Autorin mit Maxi Wander, in dem die Bewunderung für diese mutige Frau klar hervorgehoben wird und eine kleine Bestandsaufnahme der jetzigen Situation in Metaphern. Das nachfolgende Vorwort von Marlene Streeruwitz ist noch mal eine Sicht auf die männliche Geschichtsschreibung und das der Staat eigentlich seine Gesetzschreibung in der heutigen Zeit hier in Europa viel toleranter gestaltet, als die Gesellschaft sie handhabt.

Dieses Buch handelt von Veränderungen, Diskrimininierungen des weiblichen Geschlechtes oder der Transgender, von gleichgeschlechtlicher Liebe, einfach von allem, das nicht dem Mainstream entspricht und die Leben sind vielfältig wie ein Kaleidoskop und alles das macht mich betroffen. Ich bin aufgewühlt, finde Parallelen, bin erschüttert, muss lachen, weil es auch gute Stellen gibt und tolle Stellen, wo Frauen über sich hinauswachsen. Aber alles in allem macht mich dieses Buch oft sprachlos, weil immer noch so vieles im Argen liegt.

Schon das Cover dieses außergwöhnlichen Buches provoziert und lässt verschieden Sichtweisen zu, je nachdem aus welchem Blickwinkel wir es betrachten. Und dann die Überraschung wenn der Buchumschlag entfernt wird: Schwarzweiße Streifen, aber mit Signalrot die ersten und die letzten Seiten mit einer wichtigen Botschaft: „Ich sage es hier auf Tonband, damit alle mich hören können.“

Frauenschicksale, die nicht unberührt lassen, teilweise wütend machen, betrübt, Angst einjagen, den Kopf schütteln lassen, die Mut machen.....

Auf jeden Fall ist nach der Lektüre klar, dass noch viel im Argen liegt...ganz viel und das wir alle kämpfen müssen und die Augen aufhalten, um Mißstände sofort zu benennen und Courage müssen wir haben, um wie diese mutigen Menschen in diesem Buch unsere Stimme zu erheben und nicht nachlassen, sonder mit unseren Leben in der Geschichtsschreibung eine kleine Weiche zu stellen.

Da hat der Verlag Kremayr und Scheriau einmal mehr ein mutiges und aufrüttelndes Buch verlegt und die wunderbare Nadine Kegele hat den Schicksalen einen festen Platz gegeben. Dort können wir immer wieder nachschlagen und wir können weiter daran arbeiten....vielleicht gibt es in 40 Jahren.....

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