Die Wurzel aller Übel
von miro76
Kurzmeinung: Eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit: Sehr persönlich nimmt die Autorin das Mutter-Tochter-Verhältnis unter die Lupe.
Rezension
"Ich war es, die jetzt ihre Erinnerungen an die Oberfläche holte, und während sie sie mir erzählte, veränderten sie sich. Auch ein Teil von mir rankte sich nun in leuchtenden Farben um ihre Vergangenheit." (S. 101)
Für Nadja und besonders für Francoise ist es eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Was es bringt ist unklar. Vielleicht ist es einfach nur mühsam.
Anfangs konnte mich das Buch richtig begeistern. Mir gefallen die Gedanken, die sich die Autorin zu den Themen Erinnerung und Wahrnehmung macht. Das Bewusstsein, dass die Gegenwart die Vergangenheit ebenso verändern kann wie umgekehrt finde ich interessant und wie schwierig es sein kann, sich aus den eigenen Stricken der Vergangenheit zu befreien. Fast scheint es ein Zwang zu sein, dass in dieser Familie Töchter nicht geliebt werden.
Nadjas Verhältnis zu ihrer Mutter hat sich durch diese Nabelschau sicher verändert. Sie ist geduldiger, nachgiebiger. Sie kann es sicher einmal anders machen.
Die Sprache des Buches ist mir auch äußert angenehm aufgefallen. Mir gefallen die Bilder, mit denen die Autorin erklärt und mit denen sie Gewicht auf einzelne Aspekte legt. Außerdem zeichnet sie ein interessantes Bild von Paris, abseits der Touristenpfade.
Ich vergebe 4 Sterne für dieses extrem persönliche Buch, denn es braucht eine gehörige Portion Mut, sich so ausführlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und das dann auch noch öffentlich zu machen. Einen Stern ziehe ich ab, weil es manchmal sehr schwierig ist, die Erzählstimmen auseinander zu halten und streckenweise empfand ich die Wiederholung doch etwas trostlos.